Missionsnachrichten

Missionsnachrichten geschrieben vom Schweiklberger Missionsprokurator P. Stephan Raster OSB

Liebe Mitbrüder, Freunde und Wohltäter!

Das neue Jahr ist schon wieder eine Woche alt. Wir gehen hinein mit Hoffnungen und Erwartungen, mit Plänen und Wünschen. Wir wissen nicht, was jeder Tag uns bringen wird! Aber eines ist gewiss: Wir gehen nicht allein. Gott, der unsere Zeit in seinen Händen hält, geht mit uns. Wir dürfen ihm vertrauen, er führt uns an ein gutes Ziel.


Viele Briefe erreichten an Weihnachten die Missionsprokura. Herzlichen Dank allen Mitbrüdern, Freunden und Wohltätern, die mir geschrieben oder am Stephanitag zum Namenstag gratuliert haben! In ausführlichen Briefen und E- Mails haben dabei so manche Mitbrüder und Schwestern in der Mission etwas von ihren alltäglichen Freuden, Sorgen und Nöten erzählt, das Sie sicher auch interessieren wird.


P. Edgar, der Prior von Digos, freute sich über die Ewigen Professen der Brüder Moses Macalag, Warbert Arcon und Aldrich Suico, die sich am Osterdienstag für immer der Gemeinschaft angeschlossen haben.  Am Sonntag, den 10. Juni, empfingen P. Raphael Boriaza und P. Nathanael Ybanez in der Klosterkirche durch Bischof Raphael Afable von Digos die Priesterweihe. Diese Verstärkung nach außen und nach innen war natürlich der Gemeinschaft höchst willkommen. Zuwachs ganz anderer Art sollte es um die Mitte des Jahres bei den Kühen geben. Die Regierung wollte dem Kloster 25 trächtige Kalbinnen aus Neuseeland überlassen. Doch da die Bedingungen etwas undurchsichtig waren, konnte man sich nicht auf einen Vertrag einigen. Ende des Jahres hatten die Kräfte des 92-jährigen P. Felix deutlich nachgelassen. Er nimmt noch an der täglichen Messe teil, die Mahlzeiten aber zusammen mit dem Krankenpfleger Br. Moses im geräumigen Krankenzimmer des Klosters.


P. Prior Samuel aus der St. Pauls Abbey/USA berichtete, dass am 25. Januar 2012 der Diakon Fr. Beda Ra in Waegwan die Priesterweihe erhalten und anfangs Februar im Kloster in den USA seine Primiz feiern wird. Es ist der erste Neupriester in der St. Pauls Abbey nach der Wiederbesiedlung durch die koreanischen Mitbrüder aus Waegwan. Zur gleichen Zeit erneuert Br. Marinus Kim seine einfachen Gelübde für zwei weitere Jahre. Der Verkauf von Christbäumen war im Dezember wieder ein großer Erfolg. Wegen des Hurricane Sandy hatte das Kloster für einige Tage kein Wasser und keinen Strom. Mit Hilfe von Kerzen und dem Wasser aus dem nahe gelegenen See kam man einigermaßen über die Runden. Da jedes Jahr immer wieder Orkane über New Jersey hereinbrechen, wird über den Ankauf eines Generators nachgedacht.


Nicht nur in Indien, auch in Tanzania werden Frauen, ja sogar junge Mädchen vergewaltigt. Eines von vielen Beispielen ist Miriam, die kein Wort mehr spricht. Sie ist 10 Jahre alt, aus Ndanda. Was ist passiert? In ihrem Dorf, einige Stunden von Ndanda entfernt, verkaufte sie gegen 19.00 Uhr abends noch die üblichen Maandazu (eine Art Pfannkuchen). Ein junger Mann kam, wollte angeblich etwas kaufen, riss sie aber dann mit sich und vergewaltigte sie. Fünf Tage später wurde sie von ihrer Mutter ins Krankenhaus gebracht. Miriam ist immer noch unter Schock. Sie hatte viele Verletzungen, die genäht werden mussten. Beide Beine sind gelähmt. Die Mutter ist Tag und Nacht bei ihr. Sie bekommt nun Physiotherapie, um wieder das Laufen zu lernen. Der Übeltäter wurde nicht erwischt. Ob er einer von denen ist, die immer noch glauben, man kann von AIDS geheilt werden durch den Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau? Sr. Clare vom Ndandaer Krankenhaus kümmert sich rührend um die Kleine.


Nach seinem Heimaturlaub traf P. Joseph Maria am 28. November wieder in Astana ein, wo er jedoch noch einige Zeit blieb, um die Nachtanbetung der Pfarrei Osornoe in der Kathedrale zu übernehmen und am Priesterratstreffen mit dem Erzbischof teilzunehmen. Nach seiner endgültigen Rückkehr nach Osornoe machte sich P. Matthias auf den Weg, um in Petropawel im Pfarrhaus der Redemptoristenpatres einige Einkehrtage zu machen. Bei derzeitigen 42 Minusgraden in Kasachstan kann man mit etwas Phantasie plötzlich die Gestalten des „Ded Moro`s“ – Großväterchen Frost – und die seiner treuen Begleiterin „Snegu`rotschka“ – Schneeflöckchen – in ihren beeindruckenden und bezaubernden Winterkostümen die Friedensstraße „u`liza mira“ hochkommen sehen. Russische Winternächte. Das lässt selbst abgebrühte Schweizer Benediktinermissionare nicht kalt. Nur Lebensmüde verlassen zur Zeit  ihr Haus, um Trinkwasser zu holen oder Sachen einkaufen zu gehen. Die Kinder gehen schon lange nicht mehr zur Schule. Der Weltuntergang am 21. Dezember hat die Leute nicht besonders beeindruckt. Dafür war es zu kalt.


P. Leo Eireiner von Inkamana hatte einen Autounfall, der noch glimpflich verlaufen ist. Bei der Heimfahrt von einer Priestertagung in Eshowe fuhr er mit seinem Auto hinter einem Auto mit Anhänger. Plötzlich hielt dieser an, weil seine Motorhaube vorne aufging. P. Leo konnte gerade noch bremsen, aber ein Lastauto, das ihm dich folgte, konnte nicht mehr bremsen und schob ihn in den Anhänger des vorderen Autos hinein. Gott sei Dank wurde dabei niemand verletzt, aber sein Auto war nur mehr Schrott (Anmerkung des Prokurators: Was nicht besonders schade ist, weil P. Leo wohl das älteste Auto von ganz Südafrika mit seinen über 500 000 km fuhr). Seit Neuestem ist er auch für den „Inkamaner Schulfond“ zuständig. Mit manchen Seufzern überlegt P. Leo immer wieder, wie vielen armen und bedürftigen Schülern er zu Beginn des neuen Schuljahres mit dem kleinen Budget, das ihm zur Verfügung steht, noch helfen könne. Ich denke, es ist eine Aufgabe, wie geschaffen für ihn!


Br. Markus Forster ist nach dem Tod von Br. Thomas Eberl der gute Geist von Kilimahewa geworden. Vor 30 Jahren kam er nach Ndanda und hat dort die Druckerei übernommen. Inzwischen hat er Leute herangebildet, die ihn vertreten können, wenn er im Monat einige Male in das 600 km entfernte Kilimahewa reisen muss. Auch hier hat sich viel verändert. Ein Krankenhaus mit Geburtsstation und seit Beginn letzten Jahres auch eine AIDS-Station wurden gebaut. Ein neuer Brunnen mit 135 m Tiefe liefert genug Wasser für das ganze Dorf. Seitdem haben die Krankheiten, besonders bei Kindern, stark abgenommen. Für die Schulen und Kindergärten wurden sechs Toiletten-Einheiten errichtet. Der Zustand der alten WCs war in einem derartigen schlimmen Zustand, dass wohl kein europäisches Kind eine solches betreten hätte. Durch den Anbau von vier neuen Klassenzimmern in den beiden Grundschulen wurde das Problem der viel zu wenig Klassenzimmern gelöst. Alle Klassenzimmer wurden mit neuen Schulbänken ausgestattet. Da in tanzanischen Schulen die Schüler, die auf einer Schulbank sitzen wollen, diese selber mitfinanzieren müssen, ist die Nachfrage nach billigen Schulbänken immer noch sehr groß. Vor Weihnachten wurden die vier neuen Klassenräume für den Kindergarten im Nachbardorf Kimanzichane fertig. Zur Zeit wird überlegt, wie man den rund 50 armen, verkrüppelten und allein lebenden Leuten des Dorfes helfen könnte. Sie sind auf die Hilfe anderer angewiesen.


P. Prior Edward Etengu in Uganda bedankt sich bei allen Pfaffenhofenern  für die großartige Hilfe, die sie für ihre workshops bekommen haben. Der Leiter der Werkstätten ist ganz aus dem Häuschen. Endlich kann er die notwendigen Reparaturen ausführen und neue Maschinen anschaffen. Sie kommen den jungen Leuten zugute, die hier in verschiedenen Berufen ausgebildet werden.


Im März werde ich dann noch das Neueste aus Waegwan, Hospital Peramiho und Mazinde Juu berichten. 


Einen guten Rutsch ins Neue Jahr, Gesundheit und Gottes Segen wünscht Ihnen von ganzem Herzen
Ihr Schweiklberger Missionsprokurator    P. Stephan Raster OSB

Liebe Mitbrüder, Freunde und Wohltäter!

Der 09. Dezember 1961 ist für Tanzania ein geschichtsträchtiger Tag. An diesem Tag wurde das Land in die Unabhängigkeit entlassen. Die Unabhängigkeit bedeutete zugleich den Beginn einer neuen Verfassung, allerdings nicht durch den Willen des Volkes, sondern durch einen Akt des britischen Parlamentes; es war die sog. „Westminster Constitution“ mit der britischen Königin als Staatsoberhaupt. Das tanzanische Volk hatte damit nicht all zuviel zu tun. Etwas Wesentliches wurde dabei bewusst nicht miteinzogen, nämlich die „Bill of Rights“, die Menschenrechte der einzelnen Bürger. Es gab die Gewaltentrennung zwischen Parlament, Exekutive und Legislative, aber keine Rechte für die einzelnen Bürger. Der Grund dafür lag in der 40-jährigen britischen Kolonialgeschichte, in der es keinerlei Rechte der Einheimischen gegenüber dem britischen Kolonialstaat gab. Der 1. Präsident des Landes Mwalimu Nyerere sagte damals: „Wenn diese Rechte wichtig wären, hätten sie schon längst ein Teil der Gesetze sein müssen. Wir sind eine junge Nation; Wir können  keine Hindernisse errichten auf dem schwierigen Weg der Regierung im Namen der Menschenrechte: Darum können wir keine Situation gebrauchen, in der eine Regierungsentscheidung durch Gesetze überstimmt werden kann“. Nyerere hatte natürlich nichts gegen Menschenrechte, aber seine Vision basierte auf einer Regierung als starkes politisches Instrument für Entwicklung.

Bereits ein Jahr später 1962 kam es zu einer  zweiten, republikanischen Verfassung, in der der Staatspräsident alle Vollmacht besass und zugleich Regierungschef war. Dazu kam das Gesetz der Vorsorgehaft (Preventive Detention Act), mit dem der Präsident ohne Gerichtsverfahren jemanden verhaften konnte, wenn er die Staatssicherheit bedroht sah. Mit diesem Ge-setz wurden 1964 die Gewerkschaften abgeschafft und über 400 Aktivisten eingesperrt. Es war das Ende der Arbeiterrechte in Tanzania. Die heutige Verfassung erlaubt dagegen die Vertrauensfrage im Unterschied von damals. 100 Tage nach der Revolution in Zanzibar wurde  1964 die Union von Tanzania und Zanzibar geschlossen. Mit ihr wurde die dritte Verfassung ins Leben gerufen. 1965  kam es jedoch zu einer sog. Interim-Verfassung unter den Einheitsparteien TANU und ASP, die für 12 Jahre bestehen bleiben sollte. Wiederum, sowohl 1965 wie 1977 gab es im Vornherein keinerlei Debatte. Die letzte Verfassung wurde unter Zeitdruck verabschiedet und gilt mit inzwischen 19 Abänderungen bis heute. Nach 50 Jahren Unabhängigkeit und insbesondere seit der Einführung des Mehrparteiensystems 1992 wird von vielen Seiten eine neue Verfassung gefordert. Das Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, welches den Weg für eine neue Verfassung vorbereiten sollte. Als wichtigste Neuerung gilt, dass sich die Tanzanier zum ersten Mal in  einem Referendum  für oder gegen die neue Verfassung entscheiden können.

Prof. Issa Shivji, Inhaber des Lehrstuhls „Mwalimu Nyerere“ an der Universität von Dar es Salaam unterscheidet zwei große Epochen in diesen 50 Jahren seit der Unabhängigkeit: Die ersten 25 Jahre(1961 – 1985): Epoche des Patriotismus und die folgenden 25 Jahre (1986 – 2005): Epoche des Neo-Liberalismus. Wenn man den Vater der Nation, Mwalimu Julius Nyerere als Gründungsvater des Patriotismus ansieht, so ist der ehemalige Präsident Benjamin Mkapa der Architekt des Neo-Liberalismus, auch Epoche der Globalisierung genannt.

Nach 1977 und besonders nach dem Uganda-Krieg von 1979 befanden sich Wirtschaft und Politik in einer schweren Krise, vor allem die letzten fünf Jahre Nyereres waren voller Wirren. Das größte Hindernis auf dem Weg zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes ist die totale Abhängigkeit von den Geberländern. Die Globalisierung der Weltwirtschaft hat die Lage nur noch verschlimmert. In der Regierungszeit Mkapas wurde die Marktwirtschaft eingeführt. 1998 wurde ein Gesetz verabschiedet, das ausländischen Investoren das Recht gab, Land aufzukaufen und die darauf lebenden Bauern zu enteignen. Im gleichen Jahr wurde auch das Bergbau-Gesetz verabschiedet. Damit wurde ausländischen Konzernen erlaubt, Bodenschätze abzubauen und sie mit erheblichem Gewinn auf den Weltmärkten zu verkaufen, während die Regierung und die Menschen kaum einen Pfennig davon sahen. Auch ein neues Arbeitsgesetz wurde eingeführt, das den Arbeitgebern die Möglichkeit gab, nach Belieben Leute ein- oder auszustellen. Die neu gebildeten Gewerkschaften hatten keine Rechte. Man sagt, die Wirtschaft des Landes sei in den letzten Jahrzehnten gewachsen, doch kann man das auch von der Armut sagen. Zwischen 2001 und 2007 stieg die Zahl der Menschen, die von weniger als 2 Dollar leben müssen, auf 4,5 Millionen an. Fast drei Viertel der Bevölkerung hängt von der Landwirtschaft ab. Der produzierende Bereich hat weniger als 100 000 Menschen beschäftigt. Die Investitionen haben sich zwar erhöht, aber 95 % davon gingen in den Bergbau. Schlimmer noch, diese Investitionen haben kaum mehr als 7000 Arbeitsplätze geschaffen. Gleichzeitig beträgt die Anzahl der Jugendlichen, die jährlich auf den Arbeitsmarkt drängen, über 800 000.
Der Anteil der Kirchen und Orden am Aufbau des Landes ist bis auf den heutigen Tag nicht hoch genug einzuschätzen: im Schulwesen (Bau und Unterhaltung von Kindergärten, Volksschulen, Sekundarschulen, Hochschulen, Berufsschulen), im Gesundheitswesen (Errichtung von Krankenhäusern, Apotheken, Ausbildung von Ärzten und Krankenschwestern, Bohrung von Brunnen für sauberes Wasser, Vorsorge gegen Malaria und HIV), in der Landwirtschaft (Maschinen, Anbaumethoden), im Druckereigewerbe (Bücher, Zeitschriften, neue Me-dien), in der Priestererziehung und der Ausbildung von Katechisten.

 
Das größte Krebsgeschwür jedoch ist und bleibt, auch nach 50 Jahren Unabhängigkeit, die Korruption. Nach Marlene Barnard gehört Tanzania heute zu den korruptesten Staaten Ostafrikas, das Land ist auf Platz 2 des East Africa Index Reports von 2011, nur Burundi ist noch korrupter. Bei öffentlichen und privaten Institutionen ist vor allem Bestechung und Schmiergeldzahlung alltägliche Praxis. In einem Land, in dem Korruption, so tief verwurzelt ist, ist es nicht leicht, schnelle Erfolge zu erzielen, besonders, wenn Polizei, Justiz und Haftanstalten zu den bestechlichsten Einrichtungen zählen. Ein Grund dafür ist die schlechte Bezahlung vor allem kleinerer Beamter. Die Regierung hat die Anhebung der Löhne 2010 zwar versprochen, passiert ist aber bisher nichts. Unter Führung des derzeitigen Präsidenten Kikwete hat sich die Regierung verpflichtet, im ganzen Land die Korruption zu bekämpfen und ein eigenes Antikorruptions Büro unter Leitung von Dr. Edward Hoseah geschaffen. Das Kabinett wurde umgebildet, verjüngt und die Zahl der Minister von 61 auf 47 reduziert. Nach einem bereits 2005 verabschiedeten Public Leaders Code of Ethics müssen alle Abgeordneten jährlich ihre Vermögensverhältnisse offen legen, ansonsten verlieren sie ihren Sitz im Parlament. Momentan werden das Vermögen und die Verbindlichkeiten von 81 Führungspersönlichkeiten überprüft.  
Fazit: Trotz eines gewissen Stolzes auf die eigene Kultur herrscht auch in Tanzania der große Wunsch nach einem Lebensstandard wie in Europa. Vielen Tanzaniern ist bewusst, dass das nur mit Ausbildung, mit Lernen eines Berufes, mit Fleiß und Disziplin möglich ist. Diese lernbegierigen und fleißigen jungen Leute sind die große Hoffnung des Landes. In Tanzania haben sich seit wenigen Jahren die Lebensumstände dramatisch verändert, etwa die rasante Ausbreitung der Handy-Nutzung, die Verstädterung oder das starke Bevölkerungswachstum. Sechs strukturelle Herausforderungen werden sich wohl in Zukunft der Regierung stellen: Zugang zu einer bezahlbaren Stromversorgung, flächendeckende Trinkwasserversorgung, leistungsfähige Bildung und Ausbildungsangebote, eine menschenwürdige Gesundheitsfürsorge, Förderung eines privat-wirtschaftlichen Unternehmertums und eine demokratisch gewählte Vielparteien-regierung, die die Ausmerzung der Korruption auf allen Ebenen vorantreibt.


Alles Gute und Gottes Segen wünscht Ihnen von ganzem Herzen
Ihr Schweiklberger Missionsprokurator P. Stephan Raster OSB

Liebe Mitbrüder, Freunde und Wohltäter!

P. Edgar schickte frohe Grüße aus dem immer warmen und oft auch sehr heißen Digos auf den Philippinen. Er berichtete von zwei freudigen Ereignissen in der dortigen klösterlichen Gemeinschaft. Am Sonntag, den 10. Juni, weihte Diözesanbischof Afable in der Klosterkirche die Patres Raphael Borlaza und Nathanael Ybanez zu Priestern.
Die Bräuche im Zusammenhang mit der Priesterweihe sind auf den Philippinen sehr verschieden von dem, was in Deutschland üblich ist. Insbesondere ist der Primizsegen des Neupriesters weithin unbekannt. Statt dessen küssen die Leute oft noch vor dem Auszug des Bischofs und der Priester die frisch geweihten Hände der Neupriester, die nach jedem Kuss von den Ministranten mit Parfüm getränkten Tüchern abgewischt werden.


Die beiden Neupriester sind nicht mehr die Jüngsten. P. Raphael ist 35 Jahre alt. Er stammt aus dem Dorf Kiagot in der Nähe unseres Klosters. Zunächst studierte er einige Jahre Pädagogik am Herz-Jesu-College in Digos, anschließend betätigte er sich einige Jahre als Lehrer und Jugendleiter in seinem Heimatdorf. Im Jahre 2003 entschloß er sich zum Eintritt in unser Kloster. Nach dem Noviziat studierte er Philosophie und Theologie im Großen Priesterseminar von Davao. Nach der Priesterweihe wurde er zum Assistenten des neuen Novizenmeisters P. Patrick ernannt. Daneben ist er noch Gastpater und nimmt auch sonst noch verschiedene andere Aufgaben wahr.


P. Nathanael ist schon 38 Jahre alt. Er kommt aus Maragusan, einem großen Dorf in der Diözese Tagum, etwa 100 km nördlich von Davao. Nach der Schule studierte er in Davao Computerwissenschaft und lehrte dann in diesem Fach an mehreren Schulen, bis er sich entschloss, Jesuit zu werden. Während seines Noviziats bei den Jesuiten in Manial entschloss er sich zur Überraschung aller, in Digos Benediktiner zu werden. Im Jahre 2005 trat Benigno, wie er mit Taufnamen hieß, in unser Kloster ein. Mit P. Raphael studierte er nach dem Noviziat ebenfalls Theologie in Davao. Nach der Priesterweihe wurde er zum 2. Cellerar des Klosters ernannt. Als begabter Musiker ist er auch Organist. Den Monat Oktober wird er als Protokollist beim Generalkapitel in St. Ottilien verbringen.
Neben der Priesterweihe war das andere große Ereignis die Ewige Profess der Brüder Moses Macalalag, Walbert Arcon und Aldrich Suico am Osterdienstag, dem 10. April. Auch diese Neuprofessen sind nicht mehr so jung wie sie aussehen. Br. Moses trat im Jahr 2002 ins Kloster ein. Vorher war er Büroangestellter und zeitweilig auch als Englischlehrer tätig. Weil er nicht Priester werden wollte, studierte er nach seinem Noviziat vier Jahre lang Krankenpflege in Davao. Das erwies sich als providentiell, denn jetzt nimmt er sich mit Kompetenz und Hingabe um unseren 91 Jahre alten P. Felix an, der trotz seines Alters voll in der Gemeinschaft integriert ist.


Br. Walbert hat im letzten Dezember seinen 4o. Geburtstag gefeiert. Vor seinem Eintritt ins Kloster war er sieben Jahre lang in der klösterlichen Landwirtschaft tätig. Während dieser Zeit machte er nebenher auch einen Kurs als Automechaniker. Jedoch seine große Stärke und Liebe ist und bleibt die Landwirtschaft. Über den Ankauf eines neuen Traktors im Juli dieses Jahres war er besonders glücklich. Obwohl er viel beschäftigt ist, betätigt er sich auch als Cantor, spielt oft die Orgel und übernimmt manchmal sogar die Pflege von P. Felix.
Br. Aldrich ist ebenfalls schon 37 Jahre alt. Er ist Computertechniker. Seine Spezialität ist das Internet. Er stammt wie P. Nathanael aus der Diözese Tagum. Br. Aldrich hat viel Erfahrung im Umgang mit jungen Leuten. Nach dem Noviziat begann er, Exerzitien und Einkehrtage für Schulklassen im Exerzitienhaus zu geben. Obwohl er nicht Theologie studiert hat, gibt er gelegentlich sogar Einkehrtage für Erwachsene, wenn Not am Mann ist. Er besitzt auch handwerkliche und künstlerische Fähigkeiten. Seine Hauptaufgabe ist es natürlich, die Computer und das Internet in Schuß zu halten.


Übrigens, P. Subprior Patrick Mariano hat das wichtige Amt des Novizenmeisters übernommen. P. Francis Radan hat ihn als Direktor des Exerzitenhauses abgelöst. P. Patrick betreut zur Zeit drei Novizen und zwei Postulanten.
Am 25. August kam P. Markus Dworschak, der Prior von El Rosal in Kolumbien, zu einem Kurzurlaub nach Schweiklberg. Mitte September fliegt er zum Äbtetreffen nach Rom weiter und anschließend nimmt er drei Wochen am Generalkapitel unserer Ottilianer Kongregation teil, bevor er wieder nach Kolumbien zurückkehrt. Am 11. Januar 2011 feierte das Kloster El Rosal das 50-jährige Gründungsfest. Der scheidende Bischof Luis Gabriel Romero Franco stand dem Festgottesdienst vor. Dieser wurde bei brennender Sonne im Freien gehalten. Gut 400 Personen nahmen daran teil und ließen sich anschließend zum Mittagessen das gebratene Schwein, gefüllt mit Fleisch, Erbsen usw., gütlich schmecken. Am selben Tag kam nachmittags auch der neue Bischof Luis Antonio Nova Rocha ins Kloster, um sich auf die Übernahme der Diözese vorzubereiten. Am 27. März weihte er dann in der Kathedrale von Facatativa Br. Manuel zum Diakon. Seitdem unterstützt Br. Manuel den Cellerar P. Gregor Zeilinger in der Verwaltung des Klosters.
Ein Freudentag war für das Kloster El Rosal der 13. Dezember 2011. An diesem Tag legte Br. Santiago Morales die Ewige Profess ab. Aus der Gegend von Medellin waren die Mutter und einige Geschwister gekommen, sowie Freunde, die ihn schätzten. Br. Santiago ist Sakristan und Gästemeister, was ihm viel Arbeit einbringt. Mit unermüdlichem Eifer widmet er sich den kranken Mitbrüdern und bringt sie zum Arzt, wenn nötig. Zu Beginn dieses Jahres kam ein Postulant. Br. Manuel nahm sich seiner an.
Im Laufe der letzten Jahre wurde das Vieh verkauft und die Landwirtschaft verpachtet, ebenso die Treibhäuser für die Tomaten und der Bau der Nachbereitung. Das brachte und bringt dem Kloster etwas Einkommen. Da die Schlosserwerkstatt nicht mehr gebraucht wurde, wurde sie für die Produktion von Käse an Auswertige vermietet. Nach dem Gottesdienst am Sonntag treffen sich die Leute vor der Kirche oder kaufen in der Pforte selbstgemachte Plätzchen oder Guarapo ein. Ebenso gibt es Jogurt, sowie Weiß- und Schwarzbrot, Käse, Eier, Limonaden usw. Devotionalien sind besonders gefragt. Natürlich können auch Bücher erworben werden.


Die Mitbrüder in El Rosal verstehen ihre Arbeit als Beitrag für die Kirche eines Landes, in dem viel Ungerechtigkeit, Korruption und Gewaltätigkeit herrscht. Da sind Trauer und moralische Abartigkeiten zu bewältigen. Die Mitbrüder helfen durch häufige Einzelgespräche, Vorträge und Gästebetrieb, sowie Aushilfen in den Nachbarpfarreien. Dies anerkennt nicht nur die lokale Kirche, sondern auch die politische Gemeinde.
Auf politischer Ebene erklärte sich der Präsident des Landes, Manuel Santos, vor wenigen Wochen bereit, einen Dialog mit den Guerrillas aufzunehmen. Das haben freilich die früheren Präsidenten auch schon versucht, aber es ist nicht allzu viel herausgekommen. Es müssten die Ungerechtigkeitsstrukturen verändert werden, leider will das die herrschende Klasse nicht.


In Korea freut sich Br. Bonaventura Schuster über die 13 Goldmedaillen, die das Land bei den Olympischen Spielen in London bekommen hatte. Korea rangiert damit noch vor Deutschland. Am 1. September fand in der Abtei Waegwan ein Symposium zu Ehren der in China und Nordkorea ermordeten Mitbrüder unter Leitung von  Prof. Dr. Mahr statt. Der Seligsprechungsprozess geht nur mühsam voran. Br. Ignaz Laumer und P. Leo Eireiner sind wieder wohl behalten in Tanzania, bezw. Südafrika angekommen. Ihnen hat das heiße Wetter bei uns im Juli/August besonders wohl getan.


Gesundheit und Gottes Segen wünscht Ihnen Ihr Schweiklberger Missionsprokurator
P. Stephan Raster OSB

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