Marienkapelle
Im Westturm der Abteikirche befindet sich eine Marienkapelle mit einem Mariahilfbild aus der Barockzeit. Dieses Bild stellt eine Kopie jenes berühmten Mariahilfbildes dar, das auf den Künstler Lukas Cranach zurückgeht. Jenes entstand im Jahr 1537 und kam in die Kunsthalle des Kurfürsten von Sachsen. 1611 durfte es sich Fürstbischof Leopold von Passau als Gastgeschenk aussuchen. Er nahm es später mit nach Innsbruck, zuvor aber hat sich der Passauer Domdekan Markward von Schwendi eine Kopie anfertigen lassen, die auf dem heutigen Mariahilfberg der Stadt Passau aufgestellt wurde
Die Vorlage des Mariahilfbildes stelle eine alte Marienikone dar, der man im Osten den Namen Eleusa, die Erbarmende, gegeben hat und deren Entstehung in der Legende auf den Evangelisten Lukas zurückgeführt wird. Unser Mariahilfbild orientiert sich an dieser Aussage und zeigt uns Christus als Kind, das sich Schutz suchend der Mutter zuwendet und seine Hände nach deren Hals und Kinn ausstreckt. Maria umfasst zwar mit beiden Händen das Kind, blickt aber im Vorauswissen um dessen künftiges Leid und die eigene Ohnmacht mit ernstem Gesicht über ihren Sohn hinweg auf den Betrachter und Beter. So wird das Kind zu einem Sinnbild der Hilfe suchenden Menschheit. Die Mutter des Herrn nimmt mit ihrem Kind jeden Gläubigen, der ihres Schutzes bedarf, in ihre mütterlichen Arme.
Es ist kein Wunder, dass sich das Mariahilfbild im Sturm die Herzen der Menschen eroberte und außerordentlicher Beliebtheit erfreut. Der Gebetsruf „Maria hilf!“ wird zu einem selbstverständlichen Begleiter des Bildes und zu einem Stoßgebet der Marienfrömmigkeit. Auf diese Weise ist das Mariahilfbild wie kaum ein anders zum Muttergottesbild des Volkes geworden, zum Inbegriff seiner Marienverehrung.
Das alles ist nicht nur Vergangenheit, sondern bis heute bestehende lebendige Gegenwart. Das Zeugnis der vielen stillen Beter, die zum Mariahilfbild unserer Kirche pilgern, bestätigt das.
Autor: Abt Christian Schütz OSB
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