18. Sonntag im Jahreskreis – Lk 12,13-21
Liebe Schwestern und Brüder!
„Geld regiert die Welt“ – das denke ich mir immer wieder, wenn ich zu Hause bin und Richtung Frankfurt am Main fahre. Schon von ferne sehe ich das Bankenviertel. Die Türme recken sich zum Himmel und fallen durch ihr Äußeres dem Betrachter auf. Je mehr Gewinn - desto höher die Gebäude - könnte das Motto lauten. Aber sind diese Bankentürme nur Abbild einer Institution oder müssen wir nicht ehrlicherweise eingestehen: Diese riesigen Türme stehen auch für uns? Stehen für dich und für mich und sind letztlich Ausdruck unseres Überflusses und des Geldes, das dort und anderswo für uns aufbewahrt wird?
Geld regiert die Welt. Das ist nicht nur ein Sprichwort, das ist eine erschreckende Wahrheit und die darf uns als Christen nicht in Ruhe lassen. Und darum müssen wir uns fragen: Was regiert mich? Was treibt mich im Leben an oder um? Wofür lebe ich? Was ist das Elixier meines Lebens?
Dass Geld wichtig ist im Leben – darüber müssen wir nicht diskutieren. Jesus lehnt es auch nicht ab. Aber er sieht ganz klar die Gefahr, die damit verbunden ist. Denken wir nur an das Evangelium: Er soll in Erbangelegenheiten vermitteln. Aber er lässt sich in diese weltlichen Dinge nicht hineinziehen, denn bei ihm geht es um etwas ganz anderes, er hat eine Botschaft, die nicht mit Gold aufzuwiegen ist, die aber nur dann einen Menschen anrühren und treffen kann, wenn sein Herz nicht ständig besetzt ist mit Börsenkursen, Renditen und Vermögensfragen. Und darum sagt er klar und deutlich: Gebt acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier.
Habgier kann besessen machen. Nicht umsonst zählt Habgier zu den Kapitalsünden. Sie kann blind machen für Gott und die Mitmenschen, weil ich nur noch für den Kontostand lebe und Sklave der Gier, des Geldes oder der Macht bin. Für uns als Christen stellt sich die Frage: Wie frei bin ich von alledem? Vielleicht habe ich wenig Geld, aber meine Gedanken, mein Trachten, mein Wille nach materiellen Dingen ist total davon besetzt.
Liebe Schwestern und Brüder, es ist wichtig, dass wir ehrlich sind und ich denke, dass vielen dieser Stachel im Fleisch steckt: haben wollen, besitzen wollen. Der Jäger und Sammler ist auch in uns. Und sogar in der Regel des heiligen Benedikt wird das deutlich, wenn er sagt: „Der Abt durchsuche häufig die Betten, ob sich dort nicht Eigenbesitz finde. Wenn sich bei einem etwas findet, das er nicht vom Abt bekommen hat, treffe ihn strengste Strafe. Um dieses Laster des Eigenbesitzes mit der Wurzel auszurotten, muss der Abt alles Notwendige geben.“ Auch bei den Mönchen besteht die Gefahr, dass sie anhäufen, dass sie sammeln und horten.
Und doch wissen wir alle: Das Totenhemd hat keine Taschen. Jesus macht das eindeutig klar und bringt damit die Brisanz des Ganzen zum Ausdruck: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?“
Der Herr geht nicht zimperlich mit den Seinen um. Nein, er legt den Finger in die Wunde und er fordert uns zu einer ehrlichen Antwort heraus. Seine Frohbotschaft ist eben auch immer eine Herausforderung, nicht nur Trost, Hoffnung und Zuversicht. Nicht nur barmherziger Vater und barmherziger Samariter. Nein, er packt uns am Schlawittchen und sagt uns: Kehr endlich um und schau zu, dass du vor Gott reich wirst, wenn du damit noch nicht angefangen hast.
Mit anderen Worten sagt es Paulus: „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!“ Darum soll es uns gehen. Die Kompassnadel zeigt zum Himmel, zeigt auf unsere Zukunft, und da zählt ein anderer Reichtum: Reich an Glaube, an Hoffnung und an Liebe. Reich an guten Werken und Taten, erwachsen aus Verantwortung für mein Christsein.
Das schließt nicht aus, dass ich die eine oder andere Rücklage bilde. Das müssen auch wir als Ordensleute tun. Die Gebäude erhalten sich nicht von selbst und die Verantwortung für alle, die hier in unserem Kloster arbeiten – das alles erfordert auch das rechte Maß an materiellem Fundament.
Aber der Sinn des Lebens ist ein anderer – auf jeden Fall für uns Christen!
Unser Sinn besteht darin, immer tiefer in das Geheimnis Gottes hineinzuwachsen und zu erspüren, dass wir seine geliebten Kinder sind: Gratis! Umsonst! Und dass wir aus dieser Erkenntnis und aus dieser Erfahrung heraus unser Leben gestalten, unserem Leben eine Prägung geben, die uns als Christusverbundene erkennbar macht. Und Christusverbundene, das sind Menschen, die dem Leben dienen, die das Leben lieben, weil sie mit dem Lebendigen schlechthin, mit dem auferstandenen Christus verbündet sind. Ja, liebe Schwestern und Brüder, an dieser Stelle dürfen wir uns noch einmal das Pauluswort gesagt sein lassen: „Ihr seid mit Christus auferweckt.“
Wenn dieses Wort mit allen Konsequenzen in uns lebt, dann brauchen wir vor dem Geld und allem Materiellen keine Bange zu haben, weil wir wissen, wer uns regiert und weil wir wissen und fest davon überzeugt sind, dass es Wesentlicheres gibt als Reichtum und Macht – nämlich das Reich Gottes, das bereits hier auf Erden seinen Anfang nimmt. Amen.
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