Liebe Schwestern und Brüder,
„Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen!“ – so sagt es uns ein Sprichwort und es bringt damit eine Tatsache zum Ausdruck, der wir uns nicht entziehen können. Es spricht von einer Tatsache, die uns existentiell betrifft, die schmerzt und die wehtut und der wir nicht entfliehen können. Und diese Tatsache lautet: Mensch, du bist sterblich. Mensch, du bist vergänglich. Mensch, deine Zeit auf Erden ist bemessen.
Auch bei allem Fortschritt in der Pharmazie und in der medizinischen Wissenschaft – wir können unser Leben durch die Möglichkeiten in unserem Land
vielleicht etwas verlängern, aber wir bleiben sterblich.
Auch wenn viele Menschen diese Wirklichkeit verdrängen und nicht wahrnehmen wollen – sie holt uns immer wieder ein. Gerade dann, wenn wir einen lieben Menschen verlieren und erkennen, wie sehr uns dieser Verlust schmerzt, wie arm wir geworden sind und wie geradezu unbeschreiblich das Gefühl ist, das uns im Herzen bewegt und umtreibt, wie tief ein Schmerz sein kann, der sich so schwerlich in Worte fassen lässt.
Aber genau in diese Situation hinein, hineingesprochen in die Todverfangenheit unseres Seins – in diese Situation fällt heute ein Wort aus dem Evangelium, das alles auf den Kopf stellt. Und es lautet: „Ich gebe ihnen ewiges Leben.“
Das, wonach sich schon Millionen und Milliarden vor uns gesehnt und ausgestreckt haben - „Ich gebe ihnen ewiges Leben.“ Das ist eine große, das ist eine wunderbare Verheißung, die uns Jesus heute zuspricht. Es ist dies die Zusage Gottes, dass uns etwas zuteil wird, was nur von ihm her geschenkt werden kann, weil Menschen dazu nicht in der Lage sind. Mit diesen Worten wird uns zugesagt: Wer sich zu Jesus Christus bekennt, wer mit ihm verbunden ist und mit ihm auf dem Weg ist, der ist in Gott geborgen – über den Tod hinaus.
Natürlich setzt das eines voraus – dass ich glaube. Natürlich setzt das voraus, dass ich sage: Ja, Herr ich vertraue dir. Und du wirst mich nicht im Tode untergehen lassen.
Dieser Glaube kann wachsen, dieser Glaube kann Frucht tragen, wenn ich mich an Jesus Christus binde, wenn ich in seine Schule gehe und mich mehr und mehr mit ihm anfreunde. Wenn er zum Hirten meines Lebens werden darf.
Dazu bedarf es aber einer wichtigen Haltung, liebe Schwestern und Brüder, dass wir Hörende werden. „Meine Schafe hören auf meine Stimme.“ Mit anderen Worten: Dass wir umsetzen, was der heilige Benedikt zu Beginn seiner Regel sagt: „Höre, mein Sohn, auf die Lehren des Meisters, neige das Ohr deines Herzens. Nimm die Mahnung des gütigen Vaters willig an und erfülle sie durch die Tat.“
Höre – nimm an – erfülle! Höre auf die Stimme deines Hirten, lass dich von ihm leiten und führen, weil er es gut mit dir meint! Vertraue ihm, denn er kennt dich, du kannst ihm folgen. „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.“ - Hören wir auf seine Stimme? Folgen wir seiner Stimme? Nehme ich mir immer wieder einmal Zeit und frage mich: Wie sieht denn meine Beziehung zu Christus aus? Wie gestaltet sie sich? Pflege ich sie ein bisschen am Sonntag oder bin ich auch während der Woche ihm in Kontakt, in Berührung?
Liebe Schwestern und Brüder, die Kraft, die aus der Beziehung zu Jesus Christus erwächst, die Hoffnung, der Trost und die Zuversicht – das wird dem erfahrbar, der mit ihm in Verbindung bleibt. Der auf ihn hört, der sich Zeit nimmt und sich von ihm ermutigen, trösten und aufrichten lässt. Das ist die wahre Quelle, die unser Leben speist. Das ist die Quelle, die uns satt macht und die Gewissheit schenkt, dass wir in Gottes Händen sehr gut aufgehoben sind. Dass wir in ihm einmal ewige Heimat haben.
Und diese frohe Botschaft, die die Lust am Leben weckt, die zu Frieden und Gerechtigkeit aufruft, die die Armen und Kleinen im Blick hat und das Reich Gottes schon auf Erden seinen Anfang nehmen lässt – diese Frohe Botschaft muss an die „große Glocke“ gehängt werden, muss hinaus zu den Menschen, die sich nach Heil sehnen, nach Leben in Fülle, nach Freude und Liebe und nach Menschen, die wie gute Hirten sind, denen es nicht um das Fleisch oder die Wolle geht, um den Nutzwert des Tieres, sondern um das Schaf selbst.
Ja, es braucht Menschen, die sich in den Dienst Gottes stellen und sagen: Herr, ich bin bereit! Ich will am Aufbau deines Reiches mitwirken! Und um solche Menschen gilt es zu beten, wozu ich sie heute in besonderer Weise bitte und ermutige. Beten sie – auch für unsere Gemeinschaft hier in Schweiklberg, dass junge und jung gebliebene Männer den Weg zu uns finden und mit uns beten und arbeiten – zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen und der Welt.
Ja, darum bitte ich sie und dazu ermutige ich sie, heute am Weltgebetstag, um geistliche Berufe zu beten, nicht nur für uns, sondern auch für die Diözese Passau, um junge Priester und Ordensleute in Deutschland, um Frauen und Männer, die sich von Gott rufen lassen und seine Frohe Botschaft zu den Men- schen tragen. Es braucht Frauen und Männer, die dem Evangelium ein Gesicht geben. Und aus diesem Gesicht möge eines leuchten und strahlen: Die Freude an Gott! Und wenn das geschieht, wenn unsere Kirchen Orte sind, wo Menschen in der Kälte unserer Zeit sich wärmen können, sich angenommen fühlen und Gott begegnen können, dann werden die Menschen auch wieder kommen.
Der frühere Bischof von Augsburg, unser Mitbruder, Bischof Viktor Josef Dammertz, hat vor einiger Zeit ein Gebet verfasst, mit dem ich jetzt schließen möchte:
Dreieiniger Gott, die Kirche braucht Männer und Frauen, die dem Evangelium ihr Gesicht geben. Darum bitten wir dich: Rufe viele junge Menschen in die verschiedenen Dienste der Kirche. Bestärke vor allem jene, die sich als Priester oder Ordenschristen mit ihrem ganzen Leben für die Frohe Botschaft einsetzen.
Sei uns nahe, wenn Zweifel kommen, und sende deinen Heiligen Geist, damit viele vom Evangelium berührt werden. Schenke uns den Mut, unseren Lebensweg mit dir zu gehen, und das Vertrauen, in den Menschen dir zu dienen.

Gott, jede Berufung ist dein Geschenk und findet ihr Ziel in dir: Dir sei Preis und Dank - heute und alle Tage unseres Lebens und in Ewigkeit. Amen.

Zum Seitenanfang