Liebe Schwestern und Brüder,
innehalten, zurückschauen, das Jahr Revue passieren lassen – dazu laden die letzten Tage des Jahres ein. Auch diese Stunde. Und ich frage mich: Was bewegt uns jetzt? Woran denken wir, wenn wir uns die Monate des Jahres 2015 vor Augen führen?
An eines denken wir wohl alle: An das Schicksal so vieler Menschen, die vor Krieg und Terror, vor Gewalt und Elend geflohen sind. Familien, junge und alte Menschen, Kinder – teilweise ganz allein. Menschen, traumatisiert, verängstigt, mutterseelenallein.
Und dann die Terroranschläge, so viel Leben, das vernichtet wurde, so viele Wunden, die geschlagen worden sind. 2015 – was für ein Jahr!
Und jetzt: Jahreswende. Aber kann man damit sagen: Buch zu, 2015 abgeschlossen? Gewiss nicht! So viele spüren es und manche sprechen es aus: Wir stehen in einer Zeitenwende. Veränderung, Wandlung steht bevor. Aber wohin werden wir gehen? Was bringt uns die Zukunft? Das wissen wir nicht. Und je ungewisser die Zeit, umso notwendiger das Gebet. Und das kann lauten: „Herr, auf dich vertraue ich; in deine Hände lege ich mein Leben.“ Und das gilt auch im Blick auf das Jahr 2016: „Herr, auf dich vertraue ich, in deine Hände lege ich mein Leben.“
Nehmen wir uns jetzt etwas Zeit, liebe Schwestern und Brüder, schauen wir einmal zurück und lauschen wir auf das, was sich in unserem Herzen bewegt, was aufsteigt, was wir in unserem Innern wahrnehmen und hören.

Wofür bin ich dankbar, wenn ich dieses Jahr überblicke? Was hat mir gut getan?
Gibt es Menschen, denen ich dankbar sein darf? Die für mich da waren, als ich sie brauchte? Die mir geholfen haben in Krankheit, in seelischer Not? Und wofür möchte ich Gott in dieser Stunde danken? Hat er über mich Flügel gebreitet? Habe ich seine Nähe spüren dürfen? Hat mich der Glaube an ihn gehalten und getragen?

Was hat mich in diesem Jahr 2015 belastet, geängstigt oder traurig gemacht?
Gibt es Menschen, die gestorben sind und die mir jetzt fehlen? Ist vielleicht eine Beziehung zerbrochen oder eine Freundschaft abgestorben? Waren es materielle Sorgen, die belastend waren? Sorgen um einen lieben Menschen? Sorgen um den Ehepartner, um Kinder und Enkel? Was sind die Schatten des Jahres 2015?

Und worum möchte ich in dieser Stunde bitten im Blick auf das Jahr 2016? Um Frieden in der Welt? Für die Menschen, die nach der Flucht bei uns leben?
Für meine Familie und die Freunde? Für all die Menschen, die mir am Herzen liegen? Was möchte ich vor Gott bringen, was bewegt mich im Blick auf das neue Jahr?

Liebe Schwestern und Brüder, „Herr, auf dich vertraue ich; in deine Hände lege ich mein Leben“ – so beten wir und bringen unseren Glauben zum Ausdruck, dass Gott da ist, dass er mit uns geht und mit ihm sein Segen für uns alle. Auch wenn wir nicht wissen, was das kommende Jahr bringen wird; auch wenn es vor uns liegt mit seinen Geheimnissen – eines vermögen wir: Wir können innig beten, wir können innig vertrauen und mit Dietrich Bonhoeffer können wir sprechen „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Amen

 

 

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