Predigten

Liebe Schwestern und Brüder,

wir gebrauchen ihn täglich und er ist recht nützlich. Und ich vermute, wir alle haben ihn auch heute Morgen schon benutzt – ich meine den Spiegel. Wenn wir das Haus verlassen, dann schauen wir meist noch einmal kurz in den Spiegel, ob wir auch guten Gewissens so unter die Leute gehen können. Der Spiegel ist ein Gebrauchsgegenstand, den wir wie selbstverständlich nutzen. Das ist zweifellos die hilfreiche Seite des Spiegels. Der Spiegel ist aber nicht nur hilfreich, er ist – wenn ich das einmal so sagen darf - auch ehrlich. Oder anders formuliert: Er hilft uns, die eigene Wirklichkeit anzunehmen. Er hilft uns, der Tatsache ins Auge zu schauen, dass ich mich verändere, ja er führt uns die Vergänglichkeit vor Augen. Damit gilt es zu leben, damit gilt es umzugehen und die Wahrheit anzunehmen. Der Wahrheit des Spiegels gilt es sich immer wieder zu stellen.

Auch der Wahrheit des Spiegels, der uns vor wenigen Minuten vor Augen gehalten worden ist; nämlich durch die Worte des heiligen Paulus im Brief an die Epheser. Da ist von einer Wahrheit die Rede, die auch uns wesentlich betrifft. Eine Wahrheit, an die wir vielleicht gar nicht so oft denken, die uns selten ins Bewusstsein kommt, und doch ist sie da. Liebe Schwestern und Brüder, lassen wir es uns heute wieder einmal gesagt sein: Wir tragen das Siegel des heiligen Geistes in uns. „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ So ist es uns bei der Firmung zugesprochen worden. Besiegelt mit dem Heiligen Geist. Das ist was Großes, das ist etwas Einzigartiges, was uns da widerfahren ist. Gott in uns. Gottes Feuer in uns, das brennen will. Und mit diesem Feuer Gottes in uns können wir Licht der Welt sein und so unserem Auftrag als Christen gerecht werden. Gewiss, das ist leicht gesagt, und in der 2. Lesung ist es ja auch deutlich geworden, dass es vielleicht gar nicht so einfach ist, diesem göttlichen Feuer Raum zu geben.

Paulus sieht das ganz klar. Es sieht die Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit. Die Gemeindemitglieder in Ephesus sind in Gefahr, das Siegel, das sie in sich tragen, aus dem Blick zu verlieren. Sie stehen in der Gefahr, blind zu werden für das Geschenk des Himmels und den daraus resultierenden Auftrag. Und das hat Konsequenzen: Denn wo Gott aus dem Blickfeld verschwindet, wo sein Licht ausfällt, da wird es dunkel, da wird es friedlos, da wird es kalt. Da gerät der Mensch aus dem Gleichgewicht.

Darum hält Paulus den Ephesern gnadenlos den Spiegel vor Augen. Er sagt ihnen, was los ist: Bitterkeit greift um sich. Es gibt Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung und viel Böses. Und er macht ihnen klar: All das verbannt aus eurer Mitte! Hört auf damit. Denkt an eure Berufung. Denkt daran: Ihr seid Christen, aber was gerade bei euch passiert, das widerspricht nicht nur eurer Berufung, das widerspricht auch dem Wesen Gottes.

Darum ist es so notwendig, liebe Schwestern und Brüder, dass wir in dieser schnelllebigen Zeit, die uns so vielfältig herausfordert, die viel Energie kostet und auch Nerven, - dass wir immer wieder einmal innehalten und uns vergewissern, wie es um uns steht, wie es um unser Christsein steht und dass wir uns von Paulus den Spiegel vor Augen halten lassen und uns fragen: Gibt es in meinem Leben Bitterkeit? Wie gehe ich um mit Wut und Zorn? Bin ich in ihren Ketten gefangen? Gibt es vielleicht Momente, in denen ich aufbrause und herumschreie? Oder lästere ich über andere? – Lebe auch ich im Widerspruch zu meiner Berufung? Lebe auch ich im Widerspruch zum Wesen Gottes und bin ich erblindet für das Siegel, das ich in mir trage?

All das hinterlässt ja oft genug einen bitteren Geschmack. Wir werden dabei nicht zufrieden und unser Herz kommt nicht zur Ruhe. Darum gilt das Wort des hl. Paulus auch für uns: All das, was uns von Gott und von einander entfernt – „verbannt es aus eurer Mitte“. Ja es geht letztlich darum, dass wir umkehren, dass wir ernst machen mit unserer Berufung und das bedeutet auch Mühe.

Und das schreibt uns der heilige Paulus mit den Worten des Epheserbriefes ins Stammbuch: „Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder, und liebt einander, weil auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat.“ Das ist es, worum es geht: Gott nachahmen, auch wenn das schier unmöglich ist für uns gebrechliche Menschen – aber wenigstens den Versuch wagen, dem anderen wohlwollend zu begegnen. Und wenn ich ihn nicht besonders mag - ihn leben zu lassen und dann darin zu wachsen, ihm freundlich zu begegnen und im Umgang seine Würde als Geschöpf Gottes zu ehren.

In einer Welt, die wie ein Schiff auf hoher See hin- und hergeworfen wird, wo es für so viele Menschen Not, Trauer und Angst gibt, wo Terror ganze Landstriche in Atem hält und entvölkert, wo Frauen und Männer und Kinder genötigt sind, ihre Heimat zu verlassen – in dieser Welt braucht es Menschen, die der Nacht der Verzweiflung das Licht des Glaubens entgegen halten. Das Licht des Glaubens, das Hoffnung ist und der Liebe. Dass wir dem fremden Menschen angstfrei begegnen und in ihm zuerst das Geschöpf Gottes sehen. Denn auch in ihm hat Gott beim Schöpfungsakt Fingerabdrücke hinterlassen.

Schauen wir hin und wieder in den Spiegel – in den Spiegel an der Wand und danken wir Gott, dass er uns geschaffen hat und dass er der Grund unseres Lebens ist und dass er uns eine Würde geschenkt hat, die uns niemand nehmen kann. Und schauen wir hin und wieder in den Spiegel der Heiligen Schrift, damit uns ihre Worte immer wieder ins Lot bringen und dass wir durch sie geformt und geprägt werden, dass wir liebende Menschen sind und werden, weil wir so am meisten unserer Berufung entsprechen und dem Wesen Gottes ähnlich werden. Amen.

1 monstranz DSC 0134Liebe Schwestern und Brüder!

Das heutige Evangelium hat uns in den Abendmahlssaal geführt und uns vor Augen geführt, wie Jesus mit seinen Jüngern am Abend vor seinem Leiden und Sterben Mahl gehalten hat. Und in eben dieses Mahl hat er die Deutung seines ganzen Lebens hineingelegt: Nämlich seine Hingabe für uns. ER selbst ist es, der sich hingibt, er selbst ist das Opfer, er selbst ist es, der sich ganz und gar hingibt für uns. Haben in anderen Religionen und auch im Alten Bund Menschen Gott immer wieder Opfer dargebracht. In Jesus Christus ändert sich die Richtung: Er gibt sich selber hin für uns Menschen mit seiner ganzen Person, mit Leib und Leben. Und das fasst er in die Worte: Nehmt, das ist mein Leib für euch; das ist mein Blut, das für euch vergossen wird... Jesus tut alles, was er tun kann, er klopft mit seiner Hingabe, die Ausdruck seiner Liebe ist, an unsere Herzen, damit wir wach werden, damit wir verstehen. Seine Lebenshingabe will uns Menschen die Augen öffnen, wie sehr er uns, wie sehr Gott uns liebt. Er und der Vater unternehmen gleichsam alle Anstrengung, uns an sich zu ziehen.

Einen tiefen Ausdruck hat diese Glaubensüberzeugung im Brauch der Fronleichnamsprozession gefunden. Als Katholiken gehen wir heute auf die Strassen unserer Dörfer und Städte. Und damit bringen wir eines zum Ausdruck: Wir glauben an diese Liebe Gottes und wir glauben daran, dass Gott mit uns auf dem Weg ist, dass er unsere Nähe sucht. Wir tragen Gottes Liebe in alle Winkel unserer Lebenswelt hinaus und bekennen: „Sein wandernd Volk will leiten, der Herr in dieser Zeit.“

Es genügt jedoch nicht, dass wir mit der Monstranz durch die Strassen ziehen. Die besondere Herausforderung des Fronleichnamsfestes besteht darin, dass wir die Liebe Gottes zu uns Menschen annehmen, sie im Herzen tragen und in unserer Lebensgestaltung zum Ausdruck bringen.

Wie Jesus in seinem Leben und durch seinen Tod der Liebe Gottes Ausdruck verliehen hat, so sollen auch wir die Liebe Gottes sichtbar und spürbar machen. An unserem Leben soll man sehen können, dass mit Jesus ein neues Zeitalter angebrochen ist.

Gewiss, wir spüren immer wieder unsere Schwachheit, wir spüren, wie weit wir davon noch entfernt sind und wie sehr wir uns tagein tagaus anstrengen müssen. Manchmal möchten wir Gott vielleicht mit Opfergaben und besonderen Gebeten besänftigen oder gnädig stimmen, anstatt Jesus auf dem Weg radikaler Liebe und Hingabe nachzufolgen. Darin aber liegt die große Herausforderung, die an uns Christen ergeht.

Wenn wir aber das, was Jesus gelebt und getan hat, was er durch sein Testament beim Abschiedsmahl uns hinterlassen hat, ernst nehmen, dann gibt es kein zurück. Sein Beispiel ist uns Auftrag und darum gilt: die Liebe und Zuwendung Gottes zu uns Menschen bis in die letzten Winkel unsere Welt zu tragen. Und wenn wir schwach werden auf diesem Weg, wenn die Liebeskraft versagt und wir schuldig werden, dann gilt es umzukehren, gilt es neu anzufangen und im Blick auf den Herrn zu rufen: Erbarme dich meiner.

Dass aber Gottes Liebe in unsere Welt getragen werde und die Menschen den gnädigen und barmherzigen Gott kennenlernen können, dazu stärke uns die Feier des heutigen Festtages, dazu stärke uns der Empfang der heiligen Eucharistie, damit auch durch uns und durch alle Gebrechen die wir haben mögen, das Licht der Liebe Gottes leuchte. Amen.

abt rhabanus bei der predigt DSC 0016Liebe Jubilare, liebe Mitbrüder, liebe Gäste, liebe Schwestern und Brüder!
Der römische Politiker und Philosoph Seneca, hat einmal folgendes Wort geprägt: „Ich bin dankbar, nicht weil es vorteilhaft ist, sondern weil es Freude macht.“
Dieses Wort, so glaube ich, passt auch zum heutigen Tag. Wir Jubilare sind dankbar und es bereitet uns Freude, diesem Dank Ausdruck zu verleihen, wenn wir jetzt miteinander singen und beten. Ja, es ist etwas Wunderbares, wenn man danken kann, denn besagt, dass uns Gutes widerfahren ist. Und wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.
Wir freuen uns mit allen, die heute ein Jubelfest feiern: P. Pius dankt für 60 Professjahre, Br. Laurentius schaut auf 60 Jahre Oblation zurück. P. Leo, unser Südafrikamissionar, feiert sein Goldenes Priesterjubiläum und ich selbst darf auf 25 Priesterjahre dankbar zurückblicken.
Bei der Profess und Priesterweihe haben wir, liebe Jubilare, unsere Bereitschaft erklärt, Christus nachzufolgen und unser Leben in seinen Dienst zu stellen, in den Dienst seiner Kirche, und zum Heil der Menschen zu beten und zu arbeiten. Wir haben uns bereit erklärt, Männer des Gebetes zu werden, Gottsucher, und hineinzuwachsen in die große Gabe der Berufung. Und eines wissen wir nur zu gut – die Berufung zum Mönch, die Berufung zum Priester – diese Berufung ist ein Geschenk, eine Gabe Gottes. Die haben wir nicht selbst produziert oder gemacht. Jeder von uns hat diese Berufung auf ganz eigene Weise erfahren und nach reiflicher Überlegung hat ein jeder den Beschluss gefasst: Ja, Herr, ich folge dir nach. Ich nehme deinen Ruf an und lasse mich von dir führen.
Dazu gehörte zweifellos eine Portion Vertrauen. Denn keiner von uns wusste bei dieser Entscheidung, ob der Weg gelingen wird. Der Weg als Mönch und Priester verlangt Vertrauen und Hingabe – und er verlangt gewiss auch immer wieder die innere Umkehr, hin zum Herrn.
Dieses Vertrauen und die Freude an Gott ist euch und uns allen letztlich durch Jesus Christus möglich geworden. In seiner Menschwerdung und in seiner Hingabe an uns Menschen hat er es ganz deutlich gezeigt: Gott will es mit uns zu tun haben. Wir sind unserem Schöpfer nicht gleichgültig. Nein, ganz im Gegenteil. Denn die heutige Lesung bringt es sehr schön zum Ausdruck: „Gepriesen sei Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: In ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt.“
Wir sind von Anfang an in Gottes Blick, erwählt, angenommen, geliebt. Ein ermutigender, ein tröstlicher Gedanke; ein Gedanke, der aufbaut und aufrichtet; ein Gedanke, der uns in dieser Zeit stärkt und bereits in die Ewigkeit verweist.
„Gepriesen sei Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: In ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt.“ Liebe Mitjubilare, liebe Schwestern und Brüder, wenn ich diesen ersten Satz der Lesung noch einmal bedenke, dann spüre ich Hoffnung und Zuversicht und ich fasse sie in die Worte: Danke, Herrgott, dass du auf uns schaust! Danke, lieber Gott, dass du da bist! Danke, dass du uns immer wieder aufrichtest. Und: Danke, dass du die Fülle unserer Sehnsucht bist. Dass du zu stillen vermagst, wozu die Welt letztlich nicht imstande ist. Denn in uns allen, wenn wir hellhörig und bereit sind auf unser Herz zu lauschen – in uns allen lebt doch diese Sehnsucht nach Ewigkeit, nach Liebe und nach einem Frieden, den die Welt nicht zu geben vermag. Darum war es heilbringend und es bleibt heilbringend, bei der Profess und bei der Priesterweihe zu sagen: Ich bin bereit! Wenn wir das zu leben fähig sind, bei allen Kurven die unser Leben kennt, bei aller Not und Drangsal, die uns nicht erspart bleibt, bei so mancher Wüstenwanderung und des Erlebens, dass Gott unendlich weit weg zu sein scheint – wenn wir standhalten und bleiben, wenn wir an Christus festhalten, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass aus dem „Ich bin bereit“ Heil und Segen wächst. Und das wünsche ich uns, liebe Jubilare, dass wir das am heutigen Tag besonders spüren.
Ja, wir sind geblieben, haben ausgeharrt und wohl auch so manchen Sturm schon überstanden!
Und wenn wir darum unseren Weg heute zurückverfolgen, wenn wir zurückschauen und diese vielen Jahre klösterlichen und priesterlichen Lebens betrachten, wenn wir uns an die Herausforderungen dieses Weges erinnern, die Höhen und die Tiefen – können wir dann nicht auch mit dem heiligen Paulus sagen: „Durch Gottes Gnade bin ich was ich bin?“
Ist darum dieser heutige Festtag nicht zutiefst von Dankbarkeit durchdrungen? Dankbarkeit gegenüber Gott? Gewiss! Und darum sind wir ja auch beisammen. Miteinander wollen wir dem Herrgott danke sagen, einstimmen in die große Danksagung und Eucharistie feiern.
Es gibt aber auch genügend Gründe, am heutigen Tag an all die Menschen zu denken, die uns auf unserem bisherigen Lebensweg zur Seite standen und zur Seite stehen, die treu waren und treu sind und die uns einst in der Familie mit Gott vertraut gemacht haben. Da stehen gewiss die Eltern an erster Stelle. Die Eltern, die uns das Leben, die uns Liebe und Geborgenheit geschenkt haben. Die uns Heimat gaben und ein gutes Fundament für das Leben legten. Da sind aber gewiss noch viele andere Menschen, die in unserem Leben eine wichtige Rolle spielten und spielen. Menschen, auf die wir uns verlassen können und die zu uns stehen. Sind wir dankbar – dankbar für all das Gute, das uns durch ganz viele liebe Menschen widerfahren ist. Sind wir dankbar für das, was uns von Gott und von Menschen geschenkt worden ist.
Ein dankbares Herz - das wünsche ich uns, denn ein dankbares Herz ist immer auch ein zufriedenes Herz. Und Friede gehe von uns aus – das gebe Gott. Amen.

 

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