Predigten
2. Sonntag i.J. – LC – Joh 2, 1-11
Liebe Schwestern und Brüder,
„Man muss die Feste feiern wie sie fallen“ – so sagt es ein Sprichwort. Und es ist ja auch nicht verkehrt: Denn Feste geben unserem Leben einen besonderen Glanz. Sie heben sich vom Alltag ab und gewinnen so für uns eine besondere Bedeutung. Darum freue ich mich auch immer wieder, wenn ich zum Beispiel von meiner Familie zu einem Fest eingeladen werde und ich vermute, es geht ihnen ähnlich.
Bestimmt haben wir alle schon auf irgendeine Weise erfahren, was es bedeutet, zu einem Fest eingeladen zu sein, teilnehmen zu dürfen, vor allem zu spüren: Ich darf Teil eines frohen Ereignisses sein. Ich fühle mich geehrt, denn ich bin eingeladen, sie haben an mich gedacht, ich bin in ihrem Blickfeld. Und nun erwarte ich diesen Tag, jetzt freue mich auf dieses Fest, auf diese gewiss schönen Stunden. Stunden, die mich wohl anrühren, die mein Herz berühren und mich mit vielen anderen Eingeladenen verbinden werden. Und das ist ja das schöne bei den Festen, dass sie uns mit vielen Menschen in Kontakt bringen, dass sie uns untereinander verbinden: sei es bei der kirchlichen Feier einer Hochzeit oder bei einem Jubiläum, sei es beim anschließenden Essen, beim Tanz, beim Austausch. Feste – die haben etwas Besonderes, strahlen etwas Besonderes aus, sie haben mit unserem Leben zu tun und wenn ein Fest gelingt und uns tief im Herzen berührt und uns erfüllt, dann spüren wir doch auch, dass so ein Tag zum Leben ermutigt, dass er uns Kraft gibt und Zuversicht und nicht zuletzt erleben wir, wie so ein Festtag sinnstiftend in unser Leben hineinwirkt.
Heute haben wir es mit einem Fest zu tun. Genauer gesagt: Mit einem Hochzeitsfest. Davon spricht das Evangelium. Und genau im diesem hochfestlichen Rahmen beginnt Jesus sein öffentliches Wirken. Im Laufe der hochzeitlichen Feier wirkt Jesus sein erstes Zeichen: Er wandelt Wasser in Wein. Dabei geht es jedoch um mehr als um das Wunder, dass Wasser zu Wein wird. Viel Wesentlicheres strahlt durch dieses Zeichen hindurch.
Ja, es geht um etwas ganz Zentrales, und das hat ganz klar mit uns, mit unserem Leben zu tun, mit unserem Leben als Christen: Es geht bei diesem Zeichen um die Offenbarung der göttlichen Herrlichkeit, die in der Person Jesu, in seinem Reden und Tun aufstrahlt. Mit anderen Worten: Im Bericht von der Hochzeit in Kana verdeutlicht uns der Evangelist Johannes: Du, Hörer der Frohbotschaft, lass dir gesagt sein: Das Erscheinen Jesu ist Beginn der Heilszeit und wer sich auf ihn einlässt, wer ihm in seinem Leben nicht nur einen Platz gibt, sondern sein Leben von ihm durchdringen lässt, der wird Heil erfahren, der kann immer wieder erfahren, dass ihm der Himmel offen ist. Denn Jesus ist „Gegenwart Gottes“.
Liebe Schwestern und Brüder, steht uns das vor Augen, sind wir uns dessen bewusst? Ist uns bewusst, dass Jesus Christus auch uns Gottes Herrlichkeit offenbart und uns zu verstehen gibt, dass wir zu diesem Leben in Gott berufen sind? Dass Gott uns seiner Fülle teilhaftig machen will?
Gewiss, wir haben heute ganz viele Möglichkeiten und auch das Geld, im Leben für Abwechslung zu sorgen und uns dieses oder jenes zu leisten und zu gönnen. Das war früheren Generationen in dieser Weise nicht möglich. Die Frage ist nur: Wird unsere Seele dabei satt? Spüren wir dabei Erfüllung, Freude, Zuversicht? Gibt uns das Menschenmögliche eine tiefgreifende innere Zufriedenheit? Ehrlich gesagt: Eher nicht! Wir spüren doch vielmehr in allem die Vergänglichkeit, die Vordergründigkeit und bei ganz vielen Menschen Unzufriedenheit, wenn nicht gar Traurigkeit. Manchmal frage ich mich, ob das nicht auch das Resultat des Überflusses ist? Immer mehr, immer schneller, immer besser, immer schöner. Gewiss ist es gut, wenn wir uns an etwas von Herzen erfreuen können. Wenn wir uns etwas gönnen können. Und doch gilt auch hier das Wort des heiligen Benedikt: In allem das rechte Maß.
Liebe Schwestern und Brüder, lassen wir uns das Evangelium des heutigen Sonntags zu Herzen gehen. Oder anders gesagt: Lassen wir uns von dem anstecken, der uns in dieser Frohen Botschaft begegnet: Jesus Christus. Er ist „Gegenwart Gottes“. Und Gott ist Leben, Gott ist Freude, Gott stiftet zum Leben an und ER ist es letztlich, der Erfüllung zu schenken vermag.
Darum ist die Hochzeitsfeier ein hervorragender Anlass, ein wunderbar ausgewählter Rahmen, da Jesus sein öffentliches Wirken beginnt. Denn Hochzeit ist Ausdruck von Lebensfreude, ist Ausdruck des Willens, Leben weiterzugeben und so umspannt dieses Fest im wahrsten Sinne des Wortes den Himmel und die Erde.
Und der Wein, der da in Fülle geschenkt wird – er ist Ausdruck endzeitlicher Heilsgabe, bestätigt nochmals: Gott will unser Heil. Und darum auch die Fülle, die Jesus zu trinken gibt. Gott ist nicht kleinlich, wenn er schenkt. Nein, er schenkt in Fülle, schenkt im Übermaß.
Nehmen wir das Heil an? Sind wir offen für seine Gnade, für sein Wohlwollen, für seine Güte?
Liebe Schwestern und Brüder, Wunder können dort geschehen, wo der Mensch offen ist für das Heilswirken Gottes. Und da gibt uns im Evangelium die Gottesmutter Maria den klaren Hinweis: „Was er euch sagt, das tut.“ Es gilt auf den Herrn zu hören, ihm die Ohren und vor allem das Herz zu öffnen, damit er in uns Heil wirken kann. Damit er uns im Laufe des Lebens verwandle und wir immer tiefer hineinwachsen in die göttliche Freude, in den göttlichen Frieden und in seine Liebe, die sich in Jesus Christus offenbart hat, offenbart in Fülle. Amen.
Jahresabschlussandacht 2015
Liebe Schwestern und Brüder,
innehalten, zurückschauen, das Jahr Revue passieren lassen – dazu laden die letzten Tage des Jahres ein. Auch diese Stunde. Und ich frage mich: Was bewegt uns jetzt? Woran denken wir, wenn wir uns die Monate des Jahres 2015 vor Augen führen?
An eines denken wir wohl alle: An das Schicksal so vieler Menschen, die vor Krieg und Terror, vor Gewalt und Elend geflohen sind. Familien, junge und alte Menschen, Kinder – teilweise ganz allein. Menschen, traumatisiert, verängstigt, mutterseelenallein.
Und dann die Terroranschläge, so viel Leben, das vernichtet wurde, so viele Wunden, die geschlagen worden sind. 2015 – was für ein Jahr!
Und jetzt: Jahreswende. Aber kann man damit sagen: Buch zu, 2015 abgeschlossen? Gewiss nicht! So viele spüren es und manche sprechen es aus: Wir stehen in einer Zeitenwende. Veränderung, Wandlung steht bevor. Aber wohin werden wir gehen? Was bringt uns die Zukunft? Das wissen wir nicht. Und je ungewisser die Zeit, umso notwendiger das Gebet. Und das kann lauten: „Herr, auf dich vertraue ich; in deine Hände lege ich mein Leben.“ Und das gilt auch im Blick auf das Jahr 2016: „Herr, auf dich vertraue ich, in deine Hände lege ich mein Leben.“
Nehmen wir uns jetzt etwas Zeit, liebe Schwestern und Brüder, schauen wir einmal zurück und lauschen wir auf das, was sich in unserem Herzen bewegt, was aufsteigt, was wir in unserem Innern wahrnehmen und hören.
Wofür bin ich dankbar, wenn ich dieses Jahr überblicke? Was hat mir gut getan?
Gibt es Menschen, denen ich dankbar sein darf? Die für mich da waren, als ich sie brauchte? Die mir geholfen haben in Krankheit, in seelischer Not? Und wofür möchte ich Gott in dieser Stunde danken? Hat er über mich Flügel gebreitet? Habe ich seine Nähe spüren dürfen? Hat mich der Glaube an ihn gehalten und getragen?
Was hat mich in diesem Jahr 2015 belastet, geängstigt oder traurig gemacht?
Gibt es Menschen, die gestorben sind und die mir jetzt fehlen? Ist vielleicht eine Beziehung zerbrochen oder eine Freundschaft abgestorben? Waren es materielle Sorgen, die belastend waren? Sorgen um einen lieben Menschen? Sorgen um den Ehepartner, um Kinder und Enkel? Was sind die Schatten des Jahres 2015?
Und worum möchte ich in dieser Stunde bitten im Blick auf das Jahr 2016? Um Frieden in der Welt? Für die Menschen, die nach der Flucht bei uns leben?
Für meine Familie und die Freunde? Für all die Menschen, die mir am Herzen liegen? Was möchte ich vor Gott bringen, was bewegt mich im Blick auf das neue Jahr?
Liebe Schwestern und Brüder, „Herr, auf dich vertraue ich; in deine Hände lege ich mein Leben“ – so beten wir und bringen unseren Glauben zum Ausdruck, dass Gott da ist, dass er mit uns geht und mit ihm sein Segen für uns alle. Auch wenn wir nicht wissen, was das kommende Jahr bringen wird; auch wenn es vor uns liegt mit seinen Geheimnissen – eines vermögen wir: Wir können innig beten, wir können innig vertrauen und mit Dietrich Bonhoeffer können wir sprechen „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Amen
Heilige Nacht 2015 – Jes 9-1; Lk 2, 1-14
Liebe Schwestern und Brüder,
es war am 18. Dezember 1937, da floss aus der Feder des evangelischen Theologen und Journalisten Jochen Klepper ein Gedicht, das mit den Worten anhebt: „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern! Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.“
Nacht, Tränen, Angst und Pein – sie stehen dem Tag, dem frohen Singen und dem Morgenstern gegenüber. Liebe Schwestern und Brüder, wenn ich diese Worte höre, dann spüre ich immer eine Spannung – die Spannung zwischen dunkel und hell, zwischen Leid und Freude, zwischen Lachen und Weinen.
Gerade wie bei dem Propheten Jesaja, der zu uns gesprochen hat in der dritten Nokturn: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“ Auch hier spüren wir die Spannung von Dunkelheit, von Finsternis und Licht. Und wenn wir uns die Situation vor Augen halten, in der Jesaja den Menschen diese Worte zuspricht, dann können wir erahnen, welche Hoffnung und Zuversicht der Prophet in den Menschen entfacht hat. Das Land ist verwüstet, zerstört, kaputt; das Volk ist völlig verängstigt und die Herzen sind verwundet. Viel ist zu Bruch gegangen – außen und innen. Und in diese Trübsal und Traurigkeit leuchtet sein Wort, in diese Tristesse leuchtet seine Verheißung wie eine Kerze, die in einen finsteren Raum gestellt wird. Und so keimt Hoffnung, und zwar eine Hoffnung, die in Gott ihre Ursache hat, denn der Prophet ist Gottesmann, ein Herold Gottes.
Was er verkündet ist nicht von Menschen erdacht, sondern göttlichen Ursprungs. Und wir, die wir jetzt hier versammelt sind? Wir sind in der Nacht aufgebro-chen. Gewiss, unsere Möglichkeiten sind heute anders und die Energie schafft es, die Nacht zu erhellen, manchmal zum Tag zu machen. Aber das heißt noch lange nicht, dass die Nacht besiegt ist. Nacht ist eben nicht nur, wenn es draußen dunkel ist. Nacht – sie auch ein Synonym für die Beschreibung eines Zustandes.
Wenn über die Menschheit Nacht einbricht, dann ereignet sich Schlimmes, dann ereignet sich Böses, wie zur Zeit des Dichters Jochen Klepper, als die Nazional-sozialisten immer mächtiger wurden und sich über der Menschheit eine unfassbar grauenvolle Katastrophe zusammenbraute. Und heute? Gerade diese Nacht, diese heilige Nacht, lässt uns an die vielen denken, die unter Krieg und Terror leiden, die aus ihrer Heimat geflohen sind – teilweise minderjährig, ohne Familie, weil diese womöglich gar nicht mehr existiert. Herbergsuche ist nicht mehr nur ein gefühlvoller Teil eines Krippenspiels beim Salzburger Adventssingen. Herbergsuche – sie ist greifbare, sichtbare Realität geworden. Wir können sie ablesen – in den Gesichtern der Kinder, der Männer und Frauen, der alten und der jungen Menschen. Aus dem vorweihnachtlichen Spiel ist bitterer Ernst geworden, der uns vor Augen führt, was es bedeuten kann, wenn es Nacht wird und Menschen die von Menschen verursachte Nacht zu spüren bekommen und bis zur Neige auskosten müssen.
Und wir selbst – Sie und ich? Haben wir nicht alle unsere ganz eigenen Nachterfahrungen? Sind wir nicht alle auf je eigene Weise auch schon mit Nacht konfrontiert worden: Die Nacht des Versagens: Ich habe nicht genügt! Ich war nicht gut genug! Die Nacht der Schuld: Ich habe jemandem sehr weh getan! Ich war nicht ehrlich! Ich war unehrenhaft! Die Nacht der Traurigkeit und der Unzufriedenheit, weil mein Leben nicht so verlaufen ist, wie ich es mir vorgestellt habe.
Liebe Schwestern und Brüder, die Nacht in unserem Leben hat verschiedene Gesichter. So verschieden wie die Gesichter, die ich auf manchem Krippenbild entdecke. Gesichter, die sich dem Kind zuwenden, das in der Krippe liegt und von dem so viel Licht ausgeht, dass die Gesichter, je näher sie dran sind, hell werden, Konturen bekommen; aus der Dunkelheit, aus der Nacht heraustreten und ins Licht kommen und für die sich erfüllt: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“
Diese Gestalten, diese Frauen und Männer, die da zu sehen sind – sie stehen an verschiedenen Stellen; manche ganz vorne, wo es strahlend hell ist und wieder andere etwas weiter entfernt, wo sie noch im Halbdunkel sind. Aber alle sind vom Licht des Kindes berührt. Für alle leuchtet dieses Kind und schenkt Hoffnung und Zuversicht, lädt zum Leben ein und will, dass Leben erleuchtet wird.
Das ist Weihnachten: Die Erfüllung der Verheißung Gottes, der in der Lage ist, auch aus der tiefsten Finsternis Licht erstrahlen zu lassen. Der in der Lage ist, auch unsere Finsternis zu erhellen und uns zuzurufen: Fasse Mut! Habe Vertrauen! Nimm dein Leben in die Hand! Fang neu an! Gib der Hoffnung eine Chance.
Ich frage mich: Ob er einen Platz bei uns findet? Ob er einen Platz in unserem Herzen findet? Was könnte geschehen, wenn er in unserem Herzen lebte, wenn er in uns so viel Raum hätte, dass er durch uns hindurchleuchten könnte: durch unsere guten Worte und Taten, durch unser Leben, durch unser ganzes Sein?
Was könnte geschehen? – Großes könnte geschehen, und der Ordenspriester Phil Bosmans fasst es in die Worte: „Weihnachten ist der Durchbruch Gottes, der Durchbruch der Liebe in dieser Welt, die so dunkel und kalt ist, bis hin zu deinem Herzen. Das ist etwas Gewaltiges. In diesen Weihnachtstagen kann jeder Güte und Liebe aufnehmen. Auch du. Auch wenn du noch so arm bist, leer und kalt. So war doch auch die Krippe. Sie hatte nur einen Vorteil: sie war offen. Das ist aber auch alles, was von dir verlangt wird in diesen Weihnachtstagen: offen sein!“
Sind wir offen für das Gotteskind? Ich wünsche es uns aus ganzem Herzen, damit sein Licht in uns wohne und damit wir füreinander Licht werden, gütig zueinander sind, indem einander verzeihen und Frieden wünschen und Frieden leben, indem wir Verständnis füreinander haben und durch unser Reden und Tun deutlich wird, dass wir Christen sind.
„Liebe Schwestern und Brüder, die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.“ Der Morgenstern wird auch uns bescheinen – das Licht aus der Höhe. Amen.
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