3. Fastensonntag -Lesejahr A – Joh 4,5-42
Liebe Schwestern und Brüder
„Bei uns ist Wasser wie Gold„ – das war die Aussage unseres Fremdenführers in Israel im April 1994. Und er brachte damit zum Ausdruck: Wasser zu haben in Israel ist keine Selbstverständlichkeit. Wasser ist bei uns ein äußerst kostbares Gut.
Aber das ist nicht nur in Israel so. Für viele Menschen auf dieser Welt ist Wasser nicht so einfach zu haben wie für uns. Viele müssen oft lange Strecken laufen, bis sie zum Wasserloch kommen. Dann gilt es das Wasser zu schöpfen, und dazu braucht es in der Trockenzeit oft Geduld. Die Quelle sprudelt dann sehr langsam. Ist das Wasser geschöpft, wird es auf dem Kopf heimgetragen. So habe ich es vor einigen Jahren in Afrika erlebt und die Mädchen bewundert, mit wie viel Geschick sie den Kanister oder den Eimer auf dem Kopf balancierten. Nein, Wasser zu haben ist keine Selbstverständlichkeit. Aber Wasser ist lebensnotwendig.
Und das hat auch Jesus am eigenen Leib erfahren. In der Hitze des Mittags bittet er die Frau im Evangelium um einen Schluck Wasser. Wie wohltuend ist Wasser, wenn man Durst hat, wenn nach einer Wanderung die Kehle so richtig ausgetrocknet ist.
Liebe Schwestern und Brüder: Haben sie schon einmal so richtig Durst gehabt? Waren sie schon einmal so richtig ausgetrocknet. Jesus kennt den leiblichen Durst von uns Menschen und er nimmt ihn ernst.
Blicken wir einmal auf die Frau im Evangelium. Sie will ihren leiblichen Durst stillen. Doch auf eine sehr einfühlsame und liebevolle Weise macht Jesus der Frau klar: Es gibt noch einen anderen Durst in dir. Dein Durst, den du jetzt empfindest, der ist wichtig. Es ist gut, wenn du ihn stillst. Diesen Durst wirst du aber immer wieder bekommen. Weißt du aber auch, dass du noch einen viel wichtigeren Durst in dir hast?
Das sagt Jesus der Samariterin am Brunnen - und er sagt es auch uns. In dir, Frau, und in euch allen, steckt ein Durst nach Sinn, nach einem Leben in Fülle, ein Durst, dass dich jemand annimmt, dass du erwünscht bist. Dass du dazugehören darfst, dass du gewollt bist.
Genau diesen Durst spricht Jesus in der Frau an, wenn er ihr sagt – und damit auch uns: Wenn du meine Worte annimmst, wenn du glaubst, was ich dir von Gott erzähle, dann werde ich diesen Durst in dir stillen.
Mit der Zeit versteht die Frau in ihrem Herzen, was Jesus ihr sagen will. Und dann bricht sie auf, geht zu ihren Leuten, wird sozusagen zur Missionarin und sie verkündet, was sie mit Jesus erlebt und erfahren hat. Auch die anderen Menschen von Samarien gehen zu Jesus. Sie hören seine Worte - oder um in der Sprache des Evangeliums zu bleiben: Sie trinken von dem Wasser Jesu. Lassen sich von ihm berühren und kommen ihm näher.
Die Liebe Gottes zu uns Menschen ist wie köstliches Wasser. Und Wasser – das ist Leben, Lebendigkeit und Ursache dafür, dass etwas wachsen und gedeihen kann. Die innige Beziehung zu Gott ist darum die Quelle, die unser Leben nährt, die es blühen lässt und fruchtbar macht.
Das wussten auch die alten Psalmenbeter: „Gott, du mein Gott, dich suche ich, nach dir dürstet meine Seele. Nach dir schmachtet mein Leib, wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.“
Dürstet aber meine Seele nach Gott?, so können wir uns an dieser Stelle einmal fagen. Wir, die wir in einem reichen Land, auf der Sonnenseite des Lebens stehen und im Wohlstand leben - haben wir Verlangen nach Gott, nach dem, was Jesus der Frau und damit auch uns sagen möchte? Diese Frage gilt es zu stellen. Wasser ist ja in Hülle und Fülle da. Aber nicht nur Wasser! Nein, viele Menschen leben bei uns im Überfluss, sind geradezu übersättigt mit all dem, was man sich wünschen kann und darum besteht die Gefahr, dass wir den Durst nach Gott gar nicht mehr zu spüren.
Andererseits haben wir Durst nach Sinn im Leben, nach Liebe, nach Geborgenheit und einen Durst, anerkannt und gewürdigt zu werden.
Menschen können uns das nur sehr ansatzweise erfüllen. Und auch wir können unseren Mitmenschen, so sehr wir uns auch mühen, das nur ebenfalls sehr bruchstückhaft geben.
Doch mit seinen Worten, mit seiner Botschaft bietet uns Jesus sein Wasser an. Von diesem Wasser sagt Jesus: „Wer von diesem Wasser, das ich ihm gebe, trinkt, wird nie mehr dürsten.“ Jesus bietet wirklich lebendiges Wasser und das in Hülle und Fülle. Dieses Wasser ist der Glaube an Gott. Und Gott ist die Quelle, die nie versiegt.
Es gibt Wege, diesen Durst wieder zu spüren. Und ein Weg ist der Weg in die Stille, der Weg ins Schweigen; ist der Weg ins Hören – hören, was das Herz sagt, hören, was sich in mir regt, hören, welche Stimmen in mir rufen und wonach sie rufen. Hören, wonach ich mich sehne und wonach ich verlange. Die österliche Bußzeit gibt uns die Möglichkeit innezuhalten und ganz Ohr zu werden.
Und darum frage ich sie, liebe Schwestern und Brüder: Wann haben sie zuletzt einmal bewusst geschwiegen und auf ihr Herz gelauscht? Wann hatten sie zuletzt eine solche Stunde der Stille erfahren? Was bewegte sich in ihrem Hezen?
Gönnen sie sich eine solche Zeit, sie wird ihrer Seele gut tun. Und möge diese Zeit zu einer Begegnung werden mit Jesus Christus, der den Durst ihrer Seele zu stillen vermag. Amen.
-
Nachrichten
- Diankonenweihe Br.Johannes Strahl OSB vom 9.9.2023
- Vergelt’s Gott
- Wie aus Dominik Pater Johannes wurde: Diakonweihe eines Klosterbruders in Schweiklberg
- Zum Tode von Br. Franziskus (Hermann-Josef) Rohjans OSB
- Feier der Diakonenweihe von unserem Mitbruder Bruder Johannes Strahl OSB
- Feierliche Nachprimiz des Neupriesters Tobias Asbeck
- Jubiläen in Schweiklberg am Pfingstmontag
- Impressionen von Ostern 2023
-
Rundbrief