13. Sonntag im Jahreskreis – Lk 9, 51-62
Liebe Schwestern und Brüder,
wer ein Haus baut, der muss darauf achten, dass dieses Haus ein gutes Fundament hat. Ansonsten besteht die Gefahr, dass dieses Haus sehr schnell brüchig wird, dass es an Stabilität verliert und nicht mehr bewohnt werden kann. Ein Haus ohne gutes Fundament, bietet auf Dauer keinen Schutz.
Ähnlich ist es in unseren Beziehungen. Damit ich mich einem Menschen anvertrauen kann, damit ich auf ihn bauen und damit unsere Beziehung ein gutes Fundament hat, muss ich ihn kennen, müssen wir uns gegenseitig vertraut gemacht haben. Ein oberflächliches Kennen oder gar eine Kumpanei, die sich zwischen Tür und Angel ergeben hat - sie bietet nicht die Basis, auf der eine feste und ernsthafte Freundschaft gedeihen kann, auf der eine menschlich tiefe und reife Verbundenheit wachsen kann.
Und so ist es auch mit unserer Beziehung zu Jesus Christus. Der heilige Paulus sagt im Brief an die Philipper: „Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden. Sein Tod soll mich prägen. So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen.“
Christus erkennen – darum geht es dem heiligen Paulus. Immer tiefer zu erfassen, wer dieser Jesus von Nazareth ist. Für wen halten wir ihn? Für wen hältst Du ihn? Am vergangen Sonntag hat Jesus diese Frage seinen Jüngern gestellt: „Für wen aber haltet ihr mich?“ Die Antwort, liebe Schwestern und Brüder, die Antwort kann uns niemand abnehmen. Die Antwort müssen wir geben – jede und jeder für sich. Und von dieser Antwort hängt alles weitere ab. Diese Antwort ist wesentlich für unser Leben als Christen, für unsere Beziehung zu Jesus Christus. Darum: Was antworten wir? Oder richtiger gesagt: Was antwortest Du? War Jesus Christus lediglich ein guter Mensch? War er ein Sozialreformer, der den Reichen auf die Füße getreten hat? War er ein Revoluzzer, der die Priesterkaste und religiösen Führer seiner Zeit viele Nerven kostete? Er hat ja Werte wie z.B. die Heiligung des Sabbats nicht beachtet und immer wieder das Gegenteil getan. Also: Was antwortest du? Für wen hältst du mich?
Liebe Schwestern und Brüder, die Antwort ist fundamental, sie ist unser Fundament und ich wünsche uns allen, dass wir sagen können: Herr Jesus Christus, du bist der Sohn Gottes, du bist mein Herr, mein Heiland, auf dich vertraue ich, in deine Hände lege ich mein Leben. Du bist meine Hoffnung, meine Zuversicht – über alles Sichtbare hinaus. Dir gehöre ich.
Ansonsten wird es schwer, die Hand an den Pflug zu legen und dran zu bleiben, wovon heute im Evangelium die Rede war. Die innige Verbundenheit mit Christus ist es, die uns immer wieder zum Leben verhilft, die unserem Leben Sinn gibt, ein gutes Fundament, die uns auch dann trägt, wenn uns Schweres auf den Schultern lastet, wenn es loszulassen gilt oder ganz andere Wege gegangen werden müssen, Wege, die wir uns nicht selber ausgesucht haben.
Im Evangelium heute ist immer wieder vom Abschied die Rede gewesen. Da will einer noch Abschied nehmen und den verstorbenen Vater begraben. Der andere will sich von seiner Familie verabschieden und dann Jesus nachfolgen. Und Jesus selbst – er ist auf dem Weg nach Jerusalem, er ist auf dem Weg, der in den Tod führen wird. Er ist auf dem Weg, auf dem er sich mehr und mehr in die Hand des Vaters begibt und seinen Willen mit dem des Vaters verbindet. „Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe.“ Und so endet sein Weg am Kreuz. - Zunächst! Aber vergessen wir das Fundament nicht, auf dem Jesus steht und geht. Ein Fundament, das stark ist und das ihn trägt. Lukas beschreibt es bei der Taufe im Jordan mit den Worten: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Die Stimme aus dem Himmel macht Jesus deutlich: Ich habe dich lieb. Und diese Liebe begleitet ihn – gerade auch in schweren Stunden. Diese Liebe begleitet ihn – auch und gerade bis ans Kreuz, begleitet ihn durch die Nacht des Todes und ruft ihn ins Leben. Dieses Fundament trägt Jesus.
Und dieses Fundament soll auch uns tragen, wenn wir die Hand an den Pflug legen und es soll uns ermutigen, nach vorne zu schauen und zu hoffen und zu vertrauen, dass der Herr mit uns geht.
Wenn wir aber zurückblicken und traurig sind, weil wir vieles aus der Vergangenheit loslassen müssen, dass wir uns von dem, was einmal war, verabschieden müssen, wenn wir zurückblicken und vielleicht sogar die Vergangenheit glorifizieren, dann sehe ich zwei Gefahren:
A. Wir ziehen keine geraden Furchen. Wir verlieren die Spur und alles wird krumm. Wer die Hand an den Pflug legt, der muss nach vorne schauen.
B. Wenn wir zurückschauen kann es uns passieren, dass wir die Türen und Fenster, die Gott uns öffnet, überhaupt nicht mehr sehen und wahrnehmen.
Darum ist es so wichtig, dass wir nach vorne blicken. Das schließt nicht aus, für das Vergangene dankbar zu sein. Aber es ist doch so, dass wir jetzt gefordert sind, im hier und heute. Hineinzuwirken in unsere Welt, ihr ein menschenfreundliches, christlich geprägtes Gesicht zu geben, das aus unserer Gottesbeziehung heraus Gestalt annimmt. Und dass wir uns anrühren lassen von der Wirklichkeit: von der Brüchigkeit unseres Europa. Von den vielfachen Nöten in unserer Welt: den politischen Spannungen, von Krieg und Terror. Und nicht auch von der Frage, wie es mit unserer Kirche weitergehen wird, die vor großen Herausforderungen steht. Wir haben auf viele Fragen keine Antwort. Aber eines können wir: im Auf und Ab des Lebens Gott zu vertrauen! Jetzt, in dieser Stunde, uns beschenken lassen mit dem Wort und dem Sakrament, damit wir nicht resignieren, sondern Zeugnis geben.
Und gerade deshalb, liebe Schwestern und Brüder, lasst uns die Hand an den Pflug legen, lasst uns jeden Tag von neuem versuchen, unser Leben als Christen zu gestalten und unser Augenmerk immer wieder auf den Auferstandenen Christus richten. Von ihm kommt alle Zuversicht und Kraft. Darum gilt: Legen wir die Hand an den Pflug, bauen wir mit an Gottes Reich – und das mit einem Lächeln auf den Lippen. Amen.
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