Nachruf Pater Gregor (Ferdinand) Bergenthal OSB
„Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin.“ (Joh 17,24)
Am Sonntag, dem 2. Juni 2019, an dem im Evangelium dieser obige Vers verlesen wurde, drei Tage vor seinem 88. Geburtstag, durfte unser Mitbruder
P.Gregor (Ferdinand) Bergenthal OSB
nach einer langen Leidenszeit in den Frieden Gottes eingehen.
P. Gregor wurde am 5. Juni 1931 den Eheleuten Dr. Ferdinand Bergenthal und seiner Ehefrau Anneliese von Lampe als drittes von acht Geschwistern in Ratibor, Oberschlesien, wo der Vater Gymnasiallehrer war, geboren. Einige Tage nach seiner Geburt wurde er in der Pfarrkirche von Ratibor auf den Namen Ferdinand Maria Plazidus getauft. Die Hl. Firmung empfing er in der Stadtpfarrkirche Ziegenhals, wohin die Familie inzwischen umgezogen war, durch Weihbischof Ferche von Breslau. Die Volksschule besuchte Ferdinand Bergenthal von 1937 bis1941 in Bad Ziegenhals. 1941 wechselte er auf das Humanistische Gymnasium in Neisse/Oberschlesien und vollendete die Gymnasialstudien 1946 bis 1951 am Gymnasium Leopoldinum in Passau.
Das einschneidenste Erlebnis in der Kindheit von P. Gregor und seiner Familie war die überstürzte und lebensgefährliche Flucht vor der anrückenden russischen Armee am 19. März 1945 und der Verlust von Heimat und allen Besitzes. Nach einem Weg über die Tschechoslowakei und Österreich konnte sich die Familie zuerst in Taubenbach/Niederbayern und ab 1947 in Burghausen niederlassen. Hier war für die Eltern und ihre Kinder die zweite Heimat.
P. Gregor hat schon sehr früh über seine Familie Kontakt zu den Benediktinern bekommen, nämlich über die Abtei Grüssau in Schlesien, wo die Eltern und Kinder als Oblaten aufgenommen wurden. Als Schüler hat er in den Ferien dort gerne in der Bibliothek mitgearbeitet. Während seiner Gymnasialzeit in Passau wohnte er in unserem damaligen Studienkolleg Bergfried. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er den Weg in das klösterliche Leben gefunden hat. Am 15. September 1951 trat er in unsere Abtei ein und wurde am 20. September als Frater Gregor in das Noviziat aufgenommen. Seine erste Profess legte er am 22. September 1952 und die feierlichen Gelübde am 16. September 1956 in unserer Abteikirche ab. Die anschließenden philosophischen und theologischen Studien führten ihn nach Fribourg in der Schweiz (1952 bis 1954) und schließlich nach San Anselmo in Rom (1954 bis 1956). Von 1957 studierte er an der Ludwig-Maximilian-Universität in München Sportphilologie. Am 29. Juni 1959 wurde er im Dom zu Passau von Bischof Simon Konrad Landersdorfer zum Priester geweiht.
1961 nahm er an unserem Progymnasium die Unterrichtstätigkeit als Sportlehrer auf. Bis 2004 war er mit mehreren krankheitsbedingten Unterbrechungen hier als Lehrer für Sport, Deutsch, Erdkunde und Latein (zwei Jahre) tätig. Mit der ihm eigenen Akribie und Energie widmete er sich der Erziehung und Ausbildung unserer Schüler, denen er besonders im Fach Deutsch ein gediegenes Rüstzeug mitgeben konnte. Seit Anfang der 60er Jahre hielt P. Gregor regelmäßig die Frühgottesdienste mit Predigt in der Abteikirche bis zum Jahre 2007. Außerdem leitete er einige Bibel- und Gebetskreise in Vilshofen und im benachbarten Österreich.
Über einer großen Zeitspanne seines Lebens und Wirkens lag wie eine dunkle Wolke eine Nervenkrankheit, die ihn nicht nur immer wieder aus seinen Arbeitseinsätzen in der Schule riss, sondern auch etliche Klinikaufenthalte nötig machte. Außerdem erschwerte ein Ohrenleiden, das im Alter zur Schwerhörigkeit führte, den Umgang mit den Gesprächspartnern in Schule und Konvent. In den Zeiten, in denen es P. Gregor gesundheitlich wieder etwas besser ging, konnte er seine hohe Intelligenz, seinen Humor, seine Liebe zu Kunst und Kultur, seine Fähigkeit auf Menschen zuzugehen und den Glauben attraktiv und lebenswert darzustellen, verwirklichen.
Das letzte Jahrzehnt seines Lebens verbrachte unser Mitbruder in der Krankenabteilung des Kloster, wo er von unseren Krankenpflegern mit großem Einfühlungsvermögen betreut wurde. Bis in die letzten Lebenstage konnte er noch an der täglichen Messfeier teilnehmen und sich geistig mit Lesen lebendig halten.
Mit dem Dank an alle, die sich um P. Gregor bemüht und ihm in seiner schweren Zeit beigestanden haben, verbinden wir auch die Bitte um das Gebetsgedenken für unseren verstorbenen Mitbruder.
Prior Administrator P. Benedikt Schneider
und der Konvent der Abtei Schweiklberg
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