Kalte Sophie schreckt Bruder Clemens nicht
Der Cellerar des Klosters Schweiklberg kümmert sich zusätzlich um die Obstplantage
Nach Eisheiligen fühlt es sich ganz und gar nicht an. Bruder Clemens holt das weiße Stofftaschentuch aus der Tasche und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Er geht durch die Baumreihen der Obstplantage. Die Eisheiligen stehen vor der Tür. "Die kommen nicht mehr", ist der Schweiklberger Mönch überzeugt.
Gärtner wie Landwirte haben einen Heidenrespekt vor den Eisheiligen, die üblicherweise Anfang bis Mitte Mai mit einer Kaltfront und Nachtfrösten für Schrecken sorgen. In dieser Zeit stehen die Obstbäume und Weinreben in voller Blüte. Schon manches Mal hat es wegen des Wetters von Pankratius bis Sophia ganze Ernten vernichtet. Bruder Clemens (57), der aus einer Landwirtschaft in der Oberpfalz stammt, kümmert sich seit zwei Jahren um die Obstbäume des Benediktiner-Klosters. Das war viele Jahre Aufgabe von Bruder Gabriel. Nach dessen Tod übernahm Bruder Raimund den Obstgarten. Doch seit einem Schlaganfall ist er dazu nicht mehr in der Lage.
Also griff Bruder Clemens zur Handsäge und Astschere, um die Bäume zu pflegen. Eine ganze Baumreihe mit 52 Pflanzen wurde neu gesetzt. "Eine Sorte heißt Sommernachtstraum", sagt Clemens und muss über den ungewöhnlichen Namen lachen. Zwölf Baumreihen gibt es im Obstgarten des Klosters, jeweils mit 50 bis 70 Bäumen bestückt. "Da kommt was zusammen", stellt Bruder Clemens fest, der seit drei Jahren Cellerar des Klosters ist. Als wirtschaftlicher Leiter sitzt er mehr im Büro, als dass er Zeit für den Garten hätte. "Doch einer muss die Arbeit machen", sagt er. Seitdem Bruder Raphael gesundheitsbedingt ausgefallen ist, kümmert sich Bruder Clemens zudem um die Bienen. Er öffnet im geräumigen Bienenhaus eine Kiste, beugt sich zu den Waben und holt tief Luft. "Für mich steht fest: So riecht der Frühling." Kindheitserinnerungen würden wach.
Das Obst dient der Selbstversorgung des Klosters. Für die inzwischen nur noch 20 Mönche liegen immer Äpfel in einer Schale. Zu den Speisen wird Apfelsaft und Wasser gereicht.
Am Nachmittag haben dunkle Wolken die Sonne verdrängt. Regen kündigt sich an. Bruder Clemens steht bei den Pflaumen-Bäumen und kontrolliert die Blüten. Kalte Nächte vor zehn Tagen haben ihnen zugesetzt. "Das waren vermutlich die vorgezogenen Eisheiligen." Noch bis zum Samstag dauern die Eisheiligen. "Die kalte Sophie kann mich nicht mehr schrecken", sagt Bruder Clemens.
Foto oben: Bruder Clemens inmitten der rund 800 Obstbäume im großen Garten des Klosters Schweiklberg. Es handelt sich überwiegend um Apfelbäume. Ihre Früchte dienen der Selbstversorgung, aber auch dem (eher seltenen) Verkauf. −Bericht und Foto: Rücker - PNP vom 12.05.2021-
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