Nachruf Br. Josef (Karl) Leitl OSB
Nach einem langen, von Arbeit und Gebet geprägten Ordensleben,
durfte am 7. Februar 2011 unser Mitbruder
Br. Josef (Karl) Leitl OSB
in die ewige Heimat eingehen.
Seine irdische Heimat, Wimhof bei Vilshofen an der Donau, ist nicht weit von Schweiklberg gelegen. Dort kam unser verstorbener Mitbruder am 10. Juli 1923 als letztes von insgesamt zehn Kindern des Bezirksstraßenwärters Josef Leitl und seiner Ehefrau Rosa zur Welt. Von seinen Geschwistern fanden eine Schwester und ein Bruder ebenfalls den Weg in eine Ordensgemeinschaft.
Der aufgeweckte Bub war sicher die Freude seiner Eltern, dem sie ihre besondere Sorge zuwandten, besonders als er mit 12 Jahren an einem schweren Gelenkrheumatismus erkrankte, der ihn fast an den Rand des Todes brachte. Seine Schulbildung erhielt Karl, wie er in der Taufe genannt wurde, von 1929 bis 1937 an der „Volkshauptschule“ Vilshofen. Da die Familie Beziehung zu Schweiklberg hatte, konnte er bei Br. Gerold Schwarzbauer im November 1937 die Zimmererlehre beginnen. Die Berufsschule besuchte er vom März 1937 in Vilshofen. Die Zimmererausbildung schloss er am 23. März 1940 in Osterhofen mit der Gesellenprüfung ab.
Am 23. Juli 1940 wurde Karl mit vier anderen damals so genannten Brüderzöglingen ins Postulat aufgenommen. Auf die Noviziatsaufnahme musste Br. Leitl allerdings fünf Jahre warten. Zuvor wurde die Abtei Schweiklberg am 2. 4. 1941 von der Gestapo beschlagnahmt und aufgehoben. Unser Mitbruder wurde am 30. 8. 1941 zum Reichsarbeitsdienst einberufen und kam am 17. 4. 1942 zu den Pionieren nach Ingolstadt. Im August dieses Jahres durfte er in die Nähe von Lindau am Bodensee einen Sturmbootlehrgang mitmachen. Seine weiteren Kriegseinsätze führten ihn nach Kiew, Korroschnew, Wossenensk und Jassi Germanesti. Dazwischen war er immer wieder zum Heimateinsatz abgestellt. Ab 11. 12. 1944 musste er zu einem Einsatz in die Ostsee und später in die Nordsee aufbrechen. Schließlich kam er bis nach Glogau in Schlesien und gelangte von dort nach Neubrandenburg. Am 2. 5. 1945 wurde er bei Schwerin entwaffnet. Vom 3. auf den 4. Mai floh er auf abenteuerlichen Wegen über die Elbe bis nach Soltau bei Hannover. Am 30. 6. kam er in Gefangenschaft, von der er am 10. Juli entlassen wurde. Am 23. Juli war er bereits bei seinen Eltern zu Hause und am 13. August kehrte er nach Schweiklberg zurück, wo er vorerst wieder in der Zimmerei arbeitete.
Jetzt konnte er endlich seinen klösterlichen Weg fortsetzen. Am 27. 10. 1945 wurde er ins Noviziat aufgenommen und bekam den Taufnamen seines Vaters und den Patron der Zimmerer als Ordenspatron. Seine Zeitliche Profess legte er am 28. 10. 1946 und seine Ewige Profess am 6. Januar 1950 ab. Im Dezember 1948 durfte er in der Klosterökonomie einen Melkkurs absolvieren und von 1949 bis 1950 einen Kurs in unserer Landwirtschaftsschule. Der Mai 1950 bringt für Br. Josef einen weiteren Einschnitt in sein klösterliches Leben. Er erhält von seinen Oberen den Auftrag, für Br. Wolfgang Ferstl († 1977), dem verdienten Gründer und bisherigen Leiter der Hühnerfarm, dessen Aufgabe zu übernehmen. 50 Jahre lang betreute Br. Josef mit Br. Martin Exner an seiner Seite und etlichen Mitbrüdern und Angestellten die Geflügelfarm samt Kükenbrüterei und Verkauf. Bereits 1955 konnten 30000 Küken verkauft werden. Für Br. Josef bedeutete das nicht nur unermüdliche Arbeit bei Tag und Nacht, sondern auch weite Wege durch fast ganz Deutschland, um die Tiere zu den Kunden zu bringen. Und unser Mitbruder lieferte nicht nur seine Ware ab, sondern verband damit auch immer den Dienst des guten Wortes.
Aber allmählich machten sich bei Br. Josef die fortschreitenden Jahre bemerkbar. Ein weiterer für ihn tiefer Einschnitt war der jähe Tod seines treuesten Mitarbeiters, Br. Martin Exner, der am 1. Juli 1990 an plötzlichem Herzversagen verstarb. Ganz hat Br. Josef diesen Verlust nie verwunden. Der nächste Einschnitt im Leben und Arbeiten unseres Mit‑
bruders war die Aufgabe der Hühnerfarm im Jahre 1999. Aber auch jetzt setzte er sich nicht zur Ruhe, sondern war weiterhin bereit, für die Gemeinschaft Fahrdienste zu übernehmen, bis das Alter auch diesem Dienst ein Ende setzte. Die letzten Jahres seines Ordenslebens konnte Br. Josef wieder in der Gemeinschaft verbringen, wo er täglich treu am Chorgebet und den anderen gemeinschaftlichen Übungen teilnahm, bis zunehmende Schwäche ihn zu einem Daueraufenthalt im Krankenbereich zwangen.
In den Tagen vor Weihnachten 2010 musste sich Br. Josef infolge von Prellungen und Brüchen, die er sich durch wiederholte Stürze zugezogen hatte, ganz zu Bett legen. Nach wochenlangem Ringen hat der Tod ihn von seinem irdischen Leiden erlöst und ihn zum himmlischen Vaterland heimgeführt.
Br. Josef war ein Niederbayer von echtem Schrot und Korn, einer der nie halbe Sachen machte, sondern sich immer ganz einsetzte, sowohl in der Arbeit als auch in der Gemeinschaft. Wir danken ihm für seine Dienste und sein gutes Beispiel.
Abt Rhabanus und Konvent
der Abtei Schweiklberg
Das Requiem in der Abteikirche Schweiklberg mit anschließender Beerdigung auf dem Klosterfriedhof finden am Freitag, den 11. Februar 2011 um 14.00 Uhr statt.
Schweiklberg, den 7. Februar 2011
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