altarkreuz-2-DSC 0311Über dem Altar der Kirche hängt weithin sichtbar ein mit Edelsteinen geschmücktes Kreuz. Betrachtet man es nach der Art und Zahl der Steine, so ergibt sich folgendes Bild: Um einen Amethyst in der Mitte gruppiert sich eine im Kreis angeordnete Reihe von zwölf geschliffenen Amethysten; die vier Schenkel des Kreuzes sind im Mittelstreifen mit insgesamt vierundzwanzig Malachiten, die Seitenstreifen mit vierzig Rosenquarzen besetzt; an den Ecken bzw. Enden sind acht Bergkristalle angebracht. Die hier genannten Steine wie auch die erwähnten Zahlen kommen alle in der Bibel vor, besitzen also eine heilsgeschichtliche symbolische Bedeutung. Die christliche Zahlenmystik und Steinkunde konnten sich bei ihren Deutungen auf außerchristliche Erfahrungen und Überlieferungen stützen. Die Edelsteine gehören zu jenen Wunderwerken der Natur, die von jeher auf den Menschen eine große Anziehungskraft ausgeübt haben. Ihr stiller Glanz, der durch kunstvollen Schliff zu unvergleichlichem Feuer gesteigert werden kann, ihre Farbenpracht, ihre Härte, Haltbarkeit und Seltenheit verleihen ihnen besonderen Reiz und geheimnisvollen Zauber. Ihr stummes Leuchten wurde mit den Himmelslichtern und deren Einwirkung auf die Erde in Verbindung gebracht. Die christliche Erklärung erblickt in den Edelsteinen Sinnbilder für Gottes Weisheit, für Christus als den wahren Grund-, Eck- und Schlussstein, für das himmlische Jerusalem und den Sieger im Kampf des Lebens. Bis ins Mittelalter kannte man sogar eine Segnung der Edelsteine, die vorzugsweise an Epiphanie (6.Januar) stattfand. Von den Edelsteinen unseres Kreuzes weist der rötlich-violette Amethyst auf das Leiden und die Demut Christi hin, der Kristall gilt als Zeichen der Klarheit, Reinheit, des Lichtes und Sieges. Die Symbolik des Malachits macht auf das Grün des Lebens, die Kraft der Hoffnung und Unsterblichkeit aufmerksam. Der Rosenquarz deutet hin auf den Glanz, die Freude und Helligkeit der Auferstehung und Verklärung. Unser mit Edelsteinen besetztes Kreuz greift auf die altchristliche Praxis des Gemmenkreuzes zurück und stellt ein im Grunde österliches Kreuz dar.

Autor.  Abt Christian Schütz OSB

 

 

 

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