abt rhabanus bei der predigt DSC 0016Liebe Jubilare, liebe Mitbrüder, liebe Gäste, liebe Schwestern und Brüder!
Der römische Politiker und Philosoph Seneca, hat einmal folgendes Wort geprägt: „Ich bin dankbar, nicht weil es vorteilhaft ist, sondern weil es Freude macht.“
Dieses Wort, so glaube ich, passt auch zum heutigen Tag. Wir Jubilare sind dankbar und es bereitet uns Freude, diesem Dank Ausdruck zu verleihen, wenn wir jetzt miteinander singen und beten. Ja, es ist etwas Wunderbares, wenn man danken kann, denn besagt, dass uns Gutes widerfahren ist. Und wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.
Wir freuen uns mit allen, die heute ein Jubelfest feiern: P. Pius dankt für 60 Professjahre, Br. Laurentius schaut auf 60 Jahre Oblation zurück. P. Leo, unser Südafrikamissionar, feiert sein Goldenes Priesterjubiläum und ich selbst darf auf 25 Priesterjahre dankbar zurückblicken.
Bei der Profess und Priesterweihe haben wir, liebe Jubilare, unsere Bereitschaft erklärt, Christus nachzufolgen und unser Leben in seinen Dienst zu stellen, in den Dienst seiner Kirche, und zum Heil der Menschen zu beten und zu arbeiten. Wir haben uns bereit erklärt, Männer des Gebetes zu werden, Gottsucher, und hineinzuwachsen in die große Gabe der Berufung. Und eines wissen wir nur zu gut – die Berufung zum Mönch, die Berufung zum Priester – diese Berufung ist ein Geschenk, eine Gabe Gottes. Die haben wir nicht selbst produziert oder gemacht. Jeder von uns hat diese Berufung auf ganz eigene Weise erfahren und nach reiflicher Überlegung hat ein jeder den Beschluss gefasst: Ja, Herr, ich folge dir nach. Ich nehme deinen Ruf an und lasse mich von dir führen.
Dazu gehörte zweifellos eine Portion Vertrauen. Denn keiner von uns wusste bei dieser Entscheidung, ob der Weg gelingen wird. Der Weg als Mönch und Priester verlangt Vertrauen und Hingabe – und er verlangt gewiss auch immer wieder die innere Umkehr, hin zum Herrn.
Dieses Vertrauen und die Freude an Gott ist euch und uns allen letztlich durch Jesus Christus möglich geworden. In seiner Menschwerdung und in seiner Hingabe an uns Menschen hat er es ganz deutlich gezeigt: Gott will es mit uns zu tun haben. Wir sind unserem Schöpfer nicht gleichgültig. Nein, ganz im Gegenteil. Denn die heutige Lesung bringt es sehr schön zum Ausdruck: „Gepriesen sei Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: In ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt.“
Wir sind von Anfang an in Gottes Blick, erwählt, angenommen, geliebt. Ein ermutigender, ein tröstlicher Gedanke; ein Gedanke, der aufbaut und aufrichtet; ein Gedanke, der uns in dieser Zeit stärkt und bereits in die Ewigkeit verweist.
„Gepriesen sei Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: In ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt.“ Liebe Mitjubilare, liebe Schwestern und Brüder, wenn ich diesen ersten Satz der Lesung noch einmal bedenke, dann spüre ich Hoffnung und Zuversicht und ich fasse sie in die Worte: Danke, Herrgott, dass du auf uns schaust! Danke, lieber Gott, dass du da bist! Danke, dass du uns immer wieder aufrichtest. Und: Danke, dass du die Fülle unserer Sehnsucht bist. Dass du zu stillen vermagst, wozu die Welt letztlich nicht imstande ist. Denn in uns allen, wenn wir hellhörig und bereit sind auf unser Herz zu lauschen – in uns allen lebt doch diese Sehnsucht nach Ewigkeit, nach Liebe und nach einem Frieden, den die Welt nicht zu geben vermag. Darum war es heilbringend und es bleibt heilbringend, bei der Profess und bei der Priesterweihe zu sagen: Ich bin bereit! Wenn wir das zu leben fähig sind, bei allen Kurven die unser Leben kennt, bei aller Not und Drangsal, die uns nicht erspart bleibt, bei so mancher Wüstenwanderung und des Erlebens, dass Gott unendlich weit weg zu sein scheint – wenn wir standhalten und bleiben, wenn wir an Christus festhalten, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass aus dem „Ich bin bereit“ Heil und Segen wächst. Und das wünsche ich uns, liebe Jubilare, dass wir das am heutigen Tag besonders spüren.
Ja, wir sind geblieben, haben ausgeharrt und wohl auch so manchen Sturm schon überstanden!
Und wenn wir darum unseren Weg heute zurückverfolgen, wenn wir zurückschauen und diese vielen Jahre klösterlichen und priesterlichen Lebens betrachten, wenn wir uns an die Herausforderungen dieses Weges erinnern, die Höhen und die Tiefen – können wir dann nicht auch mit dem heiligen Paulus sagen: „Durch Gottes Gnade bin ich was ich bin?“
Ist darum dieser heutige Festtag nicht zutiefst von Dankbarkeit durchdrungen? Dankbarkeit gegenüber Gott? Gewiss! Und darum sind wir ja auch beisammen. Miteinander wollen wir dem Herrgott danke sagen, einstimmen in die große Danksagung und Eucharistie feiern.
Es gibt aber auch genügend Gründe, am heutigen Tag an all die Menschen zu denken, die uns auf unserem bisherigen Lebensweg zur Seite standen und zur Seite stehen, die treu waren und treu sind und die uns einst in der Familie mit Gott vertraut gemacht haben. Da stehen gewiss die Eltern an erster Stelle. Die Eltern, die uns das Leben, die uns Liebe und Geborgenheit geschenkt haben. Die uns Heimat gaben und ein gutes Fundament für das Leben legten. Da sind aber gewiss noch viele andere Menschen, die in unserem Leben eine wichtige Rolle spielten und spielen. Menschen, auf die wir uns verlassen können und die zu uns stehen. Sind wir dankbar – dankbar für all das Gute, das uns durch ganz viele liebe Menschen widerfahren ist. Sind wir dankbar für das, was uns von Gott und von Menschen geschenkt worden ist.
Ein dankbares Herz - das wünsche ich uns, denn ein dankbares Herz ist immer auch ein zufriedenes Herz. Und Friede gehe von uns aus – das gebe Gott. Amen.

 

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