Liebe Mitbrüder, Freunde und Wohltäter!

Mit der Tür ins Haus zu fallen, ist nicht immer das Klügste, aber diesmal muss ich es tun. Das Hospital Peramiho braucht ein Narkosegerät. Br. Dr. Ansgar Stüfe OSB schreibt: „4500 Patienten werden jährlich im Krankenhaus Peramiho operiert. Es gibt nur wenige Krankenhäuser in Tansania, die so viele Operationen in den jeweiligen Fachgebieten durchführen können wie in Peramiho. Vor allem Unfallopfer kommen zur Aufnahme und benötigen umgehend Knochenoperationen, aber auch Operationen des Darms, der Gallenblase oder der Schilddrüse stehen auf dem Programm. Die Frauenärzte operieren Patientinnen wegen Kaiserschnitte, Tumoren der Gebärmutter oder Fisteln zwischen Blase und Scheide. Kinder kommen wegen Leistenbruch, Blinddarm, vergrößerte Mandeln oder Verletzungen, viele Augenkranke wegen grauen Stars. Bei allen größeren Operationen muss eine Vollnarkose durchgeführt werden. Nur in einem von drei Operationssälen hat das Krankenhaus ein einfaches, aber funktionierendes Narkosegerät. Wegen der vielen Knochenpatienten braucht das Krankenhaus unbedingt ein zweites, solides Narkosegerät. Dieses Gerät, das rund 20.000,00 € kostet, könnten wir über eine deutsche Vermittlungsorganisation in Marburg bestellen und nach Tansania liefern. Diese Organisation hat sich auf die Länder der Dritten Welt spezialisiert und arbeitet ohne Gewinn. So bekommen wir hervorragende medizinische Geräte, die auch in Tansania unmittelbar eingesetzt werden können. So können zum Beispiel Schwerverletzte sofort operiert werden und müssen nicht in das 1000 km entfernte Daressalam unter hohen Kosten verlegt werden oder gar monatelang zu Hause liegen bleiben. Das Narkosegerät kommt also sofort den armen Menschen zugute, die sonst keinen Zugang zu solchen Behandlungen haben und oft jahrzehntelang verkrüppelt ihr Leben verbringen müssen!“ – Ich glaube, da muss man helfen. Es wäre das schönste Weihnachtsgeschenk für Br. Dr. Ansgar Stüfe, wenn wir dem Hospital Peramiho ein solches Narkosegerät finanzieren könnten. Vor allem, es würde denen zugute kommen, die sonst keine Möglichkeit haben, sich behandeln zu lassen. In Tansania gibt es keine Krankenversicherung. Ich vertraue auf Ihre Unterstützung.
Ein immer größeres Problem stellt übrigens auch die Fachkräfteabwanderung im Gesundheitswesen dar. In den 90-er Jahren musste sich Tansania aufgrund der Weltwirtschaftskrise hoch verschulden. Als Folge der hohen Rückzahlungssummen vernachlässigte die Regierung den gesundheitlichen und sozialen Bereich. Außerdem belasteten und belasten das hohe Bevölkerungswachstum, sowie die große Ausbreitung von AIDS, Malaria und Tuberkulose das Gesundheitswesen über Gebühr. Die Qualität der Ausbildung, der Krankenhäuser und der medizinischen Infrastruktur sank rapide. Ein Anreiz für viele gut ausgebildete Ärzte, ihren Arbeitsplatz im Ausland zu suchen. Welche Dimension die Abwanderung für ein Land wie Tansania hat, zeigt folgende Statistik: Nach der Aufstellung von Clemens & Petterson arbeiteten z. B. im Jahre 2008 1264 Ärzte im Inland, 1356 im Ausland, das sind 52 % der tansanischen Ärzte. Tendenz: weiter steigend. Während die WHO als Minimum für eine ausreichende Betreuung 20 Ärzte auf 100 000 Einwohner beziffert, sind es in Tansania aktuell 5 auf 100 000 (in Deutschland 370 auf 100 000). Dazu kommt eine extreme Ungleichverteilung innerhalb des Landes. Während die Kilimandscharo Gegend noch relativ gut mit Ärzten versorgt ist, sieht es in abgelegenen Gebieten wie Shinyanga und Tabora erheblich schlechter aus. Das bedeutet, dass ausreichende medizinische Versorgung auf dem Land nur bedingt geleistet werden kann. Wie am Mnazi Moja Hospital in Sansibar kann in vielen kleineren Krankenhäuser des Landes der Betrieb teilweise nur noch mit Medizinstudenten, auch aus dem Ausland aufrecht erhalten werden. Eine Umfrage zeigt, dass viele ausgebildete tansanische Ärzte und Studenten in den unversorgten Regionen des Landes gerne arbeiten würden, aber eben nicht für den Preis eines deutlich schlechteren Einkommens. Auf dem Land bleiben die Menschen mit starken kulturellen und familiären Bindungen zurück, die ihre sozialen Kontakte nicht aufgeben wollen. Vor allem solche Menschen medizinisch zu versorgen, hat sich das katholische Krankenhaus Peramiho mit ihren hervorragend ausgebildeten Ärzten, Krankenpflegern und Krankenschwestern zur Aufgabe gemacht. Sie versorgen Patienten im Umkreis von etwa 500 km. Auch wenn das heißt, dass in den letzten Jahren der Ankauf von Medikamenten und medizinischer Geräte oder die Auszahlung von Gehältern teilweise von Deutschland aus wieder mitfinanziert werden müssen. Anders wird es sonst kaum möglich sein, die gut ausgebildeten Ärzte und Krankenschwestern auf die Dauer zu halten und die hohe Qualität des Peramihoer Krankenhauses aufrecht zu erhalten.
Im Sommer dieses Jahres hielt sich Altabt Gottfried Sieber von Inkamana im Auftrag des Präses unserer Kongregation in Ägypten auf, um dort die Möglichkeit einer Klostergründung durch P. Maximilian von Tigoni zu sondieren. Er besuchte dabei mit zwei eventuellen Kandidaten ein altes koptisches Kloster im Wadi El Natron. Eine achtspurige Autobahn verbindet Kairo mit Alexandria und führt mitten durch das Wadi Natron, das den Ägyptern vor mehr als 4000 Jahren das Natrium zum Einbalsamieren von Leichnamen lieferte. Das El Natron Kloster befindet sich nur 20-30 km von der Autobahn entfernt. Ursprünglich waren die koptischen El Natron Klöster wegen ihrer Abgeschiedenheit nur schwer zu erreichen, aber jetzt sind sie durch eine Sandstraße sogar mit der Autobahn verbunden. In jedem dieser Klöster sind vor allem Reliquienschreine das Ziel vieler Pilger. Einige der Schreine bergen die sterblichen Überreste von Mönchen, die vor Jahrhunderten bei Überfällen räuberischer Nomaden ermordet wurden und jetzt als Heilige verehrt werden. Im Makariuskloster, dem wohl bekanntesten im Wadi El Natron, wurde Abt Gottfried und seinen Begleitern zunächst der Eintritt verwehrt, aber nach einem Hinweis auf einen früheren Besuch in den 80-er Jahren führte der Gastpater die Gäste dann doch durch die weitläufige Klosteranlage. In der großen Kapelle zeigte er ihnen die Gebeine von Johannes dem Täufer, die vor nicht langer Zeit durch ein Wunder (!) entdeckt worden waren. Überrascht war man hier und auch in den anderen Klöstern von der großen Schar der Pilger, die gekommen waren, um sich von den Mönchen segnen zu lassen und an den Reliquienschreinen zu beten. Die Pilger wurden dabei hervorragend versorgt. Den ganzen Tag über konnten die Besucher und Pilger kostenlos aus einem großen Kessel vor der Küche eine warme Bohnensuppe schöpfen. Dazu gab es Fladenbrot und schwarzen Tee. „An Festtagen kommen Tausende von Pilgern und werden von uns versorgt“, erzählte der Gastpater vom Kloster des hl. Beshoy. Die Mönche dieses Klosters sind auch die Hüter des Mausoleums von Shenuda III.(1923 – 2012), dem 117. Nachfolger auf dem Stuhl des Evangelisten Markus in Alexandria. In Glaskästen des Rundbaus sind zahlreiche Gegenstände ausgestellt, die an Shenuda erinnern, der die koptische Kirche in einer besonders stürmischen Zeit von 1971 bis zu seinem Tode leitete. 1981 wurde er vom damaligen Präsidenten Sadat in ein Kloster ins Innere des Landes verbannt. Mit Shenuda III., der 1973 Papst Paul VI. in Rom besuchte, traf zum ersten Mal ein Oberhaupt der koptischen Kirche mit dem römischen Papst zusammen.
Zum Schluss: In Masan ist Altabt Simon Rhee durch einen Herzinfarkt plötzlich verstorben. Die Beerdigung fand am 29. November unter Beteiligung vieler Bischöfe, Priester und Christen in Waegwan statt. – Und noch ein Zweites: Mitte Dezember wird P. Romain Dadjo Botta in Togo zum Abt unseres dortigen Klosters geweiht. Abt Rhabanus nimmt als Vertreter der europäischen Region an dieser Weihe teil.
Ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr wünscht allen Lesern dieses Rundbriefes
Ihr Schweiklberger Missionsprokurator

P. Stephan Raster OSB

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