Liebe Schwestern und Brüder,
„gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen“ – so sagt es der Volksmund und er bringt damit zum Ausdruck: Du, Mensch, bist sterblich, vergänglich, endlich. Ja, wir alle miteinander – wir sind sterbliche Wesen. Das ist eine Tatsache, die wir nicht wegretuschieren können, das ist eine Wirklichkeit, auf die wir alle zuge-hen. Sie gehört zu uns wie das Amen in die Kirche. Trotz Fortschritt und Medi-zin und Technik – wir sind endlich, wir können vielleicht das Leben etwas ver-längern, aber dem Tod können wir nicht entrinnen. Darum müssen wir uns eingestehen, dass gegen den Tod kein Kraut gewachsen ist.
Das haben auch die Jünger am Karfreitag erfahren, als ihr Herr und Meister qualvoll am Kreuz sein Leben aushauchte. Und welche Hoffnungen hatte er in ihnen geweckt! Was hatten sie alles mit ihm erlebt und erfahren. Wie vielen Menschen hatte er geholfen, hatte sie geheilt, gesättigt und ihnen ein gutes Wort mit auf den Weg gegeben! – Ihre ganze Hoffnung, ihr ganzer Lebensinhalt ist am Karfreitag gekreuzigt worden.
Diese ganze Enttäuschung und Traurigkeit spiegelt sich im ersten Satz des Evangeliums. Die Frauen sind auf dem Weg zum Grab. Sie haben wohlrie-chende Salben zubereitet. Damit wollen sie den Leichnam balsamieren. Wenn schon alle Hoffnung zerschlagen worden ist, so soll die Geschichte mit Jesus von Nazareth doch wenigstens einen würdigen Abschluss finden.
Wir spüren nur zu deutlich: Ostern ist in den Herzen der Frauen noch nicht aufgeleuchtet. Und selbst die Entdeckung des leeren Grabes, die Begegnung mit den zwei Männern in leuchtenden Gewändern lässt noch kein Halleluja erschallen. Ganz im Gegenteil. Als sie daheim erzählen, was sie am Grab erlebt haben, da halten die Apostel alles für Geschwätz und glauben nicht. Tot ist tot – und gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen. Das ist eine handfeste Tatsache. Und selbst Petrus ist nach Besichtigung des leeren Grabes nur verwundert.
Erst die Begegnungen mit dem Auferstandenen Herrn bringen den Wendepunkt im Leben der Frauen und der Apostel. Erst in der Begegnung mit dem Aufer-standenen erkennen sie, wozu Gott fähig ist, dass er einen neuen Lebenshorizont erschließt, der nicht von Menschen gemacht ist. Und wir müssen uns demütig eingestehen: Dieses von Gott geschenkte Leben - das liegt außerhalb unseres Machtbereiches, außerhalb des von uns Produzierbaren, außerhalb des von uns Finanzierbaren. Wenn es um Leben und Tod geht, wenn es um Tod und Leben geht – da sitzt ein anderer am Hebel.
Im Evangelium haben wir es ja gehört: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.“
Das, liebe Schwestern und Brüder, ist das Fundament der Osterbotschaft und des Osterglaubens. Jesus ist auferweckt durch Gott!
Und genau das ist der Auftrag der Kirche und damit auch unserer Auftrag, diese Botschaft des Lebens zu den Menschen zu tragen und durch unser Leben zu be-zeugen. Der Römerbrief hat es uns gesagt: „Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod: und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben.“
Gestatten sie mir eine Frage: Strahlen wir, die wir getauft sind, die wir jetzt Ostern feiern – strahlen wir die Freude dieser Botschaft aus? Spüren die Menschen, die uns begegnen, dass Christus in unseren Herzen lebt, dass er der Grund unserer Hoffnung ist, dass sein Licht in uns leuchtet? - Das geht nur, wenn wir uns immer wieder auf den Weg machen und den Auferstandenen suchen, wenn wir mit dem Auferstandenen in Berührung sind und mit seiner Botschaft. Dann sind wir an der Quelle, aus der wir trinken können.  
Liebe Schwestern und Brüder, unser neuer Papst Franziskus wird nicht müde darauf hinzuweisen, dass wir als Kirche uns öffnen und zu den Menschen gehen. Wir alle miteinander haben den Auftrag, das Licht des Auferstandenen weiter-zugeben; hineinzustrahlen in unsere Welt, die Ostern braucht, denn in unserer Welt greift der Tod immer wieder um sich.
Zu viele Seelen krank werden und sterben ab; zu viele suchen rein innerweltlich ihr Heil und werden nicht satt dabei. Sie suchen in so vielen Ablenkungen ihr Glück und spüren doch immer wieder, wie schal alles wird, wie geschmacklos, wie zerbrechlich und wie vergänglich alles ist.
Das Herz des Menschen verlangt nach mehr – letztlich sehnt es sich nach Ewig-keit. „Die Welt ist eine Nummer zu klein geraten, um die unendliche Sehnsucht eines Menschen stillen zu können“ (Kurt Tucholsky).
Das kann nur Gott, und zu Ostern hat er die Wende herbeigeführt. Auch wenn wir leiblich zerfallen – wir sind aufgehoben in IHM.
Dieser Osterglaube, meine lieben Schwestern und Brüder, dieser Osterglaube schenkt Freude, schenkt Hoffnung und setzt Energien frei, die Liebe Gottes zu uns Menschen in dieser Welt zu bezeugen. Dazu braucht uns Gott. Und wir brauchen Gott, damit unser Leben blühen und leuchten kann. Darum wünsche ich uns allen, dass Wirklichkeit werde, was wir immer wieder besingen: „Die Freude an Gott, Halleluja, ist unsere Kraft, Halleluja.“ Amen.

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